H2-Power für den Transport

Während die Elektromobilität im Bereich des Individual­verkehrs stark wächst, zeichnet sich im Transportbereich ein anderer Weg ab: Brennstoffzellen-Lkw. Entsprechende Initiativen laufen.

Die Schweiz hat europaweit den vierthöchsten Marktanteil an Elektroautos. Unangefochtener Spitzenreiter war 2019 Norwegen mit 42,4 Prozent E-Anteil an den verkauften Neuwagen. Dahinter komplettieren die Niederlande (13,9 Prozent) und Island (7,8 Prozent) das Podium. Gefolgt von der Schweiz, wo es sich bei 4,2 Prozent der neu verkauften Autos um Elektroautos handelte. Der Anteil mutet zwar klein an, dessen Entwicklung allerdings ist eindrücklich: Denn laut den jüngsten Zahlen des TCS wuchs er innerhalb nur eines Jahres um 250 Prozent, von 1,7 auf 4,2 Prozent.

Was die Entwicklung der Verkaufs­zahlen andeutet, davon ist auch IWB (Industrielle Werke Basel) überzeugt: «Elektro­fahrzeuge haben Zukunft, denn sie sind klima­freundlicher als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor», heisst es in einer IWB-Mitteilung vom April. IWB kommunizierte damit allerdings kein neues Engagement im E-Mobilitäts-Bereich. Mit Ladelösungen für Private wie auch für Unternehmen sind die Werke in diesem Bereich längst positioniert. Im Fokus der Mitteilung stand vielmehr der Gütertransport auf der Strasse. In diesem, so heisst es in dem Beitrag, stünden einer ähnlichen Entwicklung wie im Autobereich «noch Ladezeiten, mangelnde Reichweiten und das Gewicht der Batterien im Weg». Wie vielfältige Forschungs- und Entwicklungs­initiativen in den letzten Jahren bereits aufzeigten, könnte der Weg im schweren Strassenverkehr denn auch ein anderer sein als im leichteren Individualverkehr. Und zwar mit Wasserstoff. Wie ein «Positionspapier» des Bundesamts für Energie BFE bereits 2016 festhielt, «ist die technische Reife von Brennstoff­zellen­fahrzeugen heute weit fortgeschritten, was Leistung, Funktionalität und Sicherheit betrifft. Die Reichweite der Fahrzeuge und die Lebensdauer von Brennstoffzellensystemen werden dabei laufend optimiert. Eine grosse Herausforderung liegt in der Industrialisierung und der damit möglichen Reduktion der Kosten dieser Technologie. Insbesondere asiatische Fahrzeug­hersteller nehmen hier mit dem Start von Serien­produktionen eine Vorreiterrolle ein. Europäische Fahrzeug­hersteller sehen eine Markteinführung in den nächsten Jahren vor.

Hyundai pusht in der Schweiz
In der Schweiz war es schliesslich Hyundai, der mit einer Initiative mit Brennstoffzellen-Lastwagen für Schlagzeilen sorgte. Der südkoreanische Hersteller wählte – wie die NZZ im vergangenen Jahr berichtete – die Schweiz als Testmarkt für Brennstoffzellen-Lastwagen aus. Dabei soll mit einer Flotte von 50 Lkw gestartet werden. Für den Betrieb der Flotte wird in Gösgen eine Elektrolys­e­anlage für die Produktion von Wasserstoff gebaut, das Netz an Wasserstoff­tankstellen soll innert Monaten von zwei auf sechs bis zehn Standorte ausgebaut werden. Verantwortlich für die Wasserstoff­produktion ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Alpiq, H2 Energy und Linde. Die Hyundai-Initiative sieht vor, dass die Lkw nicht verkauft, sondern nach zurückgelegter Strecke bezahlt werden. Bis 2025 soll die Lkw-Flotte auf 1600 Brennstoffzellen-Lkw ausgebaut werden. Um sie mit Wasserstoff zu versorgen, bräuchte es gemäss NZZ 30 weitere neue Elektrolyseanlagen.

Basler Wasserstoffproduktion
Auch IWB ist von den Vorteilen von Wasserstoff als Antriebsenergie im Transportbereich überzeugt. «Der Strom für die Motoren kommt nicht aus einer schweren Batterie, sondern aus einer Brennstoffzelle, die Wasserstoff in elektrische Energie verwandelt – und dabei nichts als Wasser ausstösst. Einige Kilogramm Wasserstoff ermöglichen so Reichweiten von mehreren Hundert Kilometern», heisst es in der Mitteilung. Die Technologie sei erprobt – bislang fehle es jedoch an der Infrastruktur für die Produktion und Verteilung von umweltfreundlichem Wasserstoff. Um sich hier zu engagieren, spannt Energie­dienstleisterin IWB mit dem Mineralöl­händler Fritz Meyer AG zusammen, um Wasserstoff für das Transportgewerbe bereitzustellen. Dazu prüfe man den Bau eines Elektrolyseurs zur Wasserstoff­produktion beim Wasserkraftwerk Birsfelden. In dieser Anlage werde Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Die dazu notwendige Energie sei Strom aus Wasserkraft und komme direkt aus dem benachbarten Kraftwerk Birsfelden. Die dabei entstehende Abwärme könnte als Heizenergie für umliegende Gebäude genutzt werden. Doch wie passt die Zusammenarbeit mit einem Ölhändler in das Gesamtgefüge? Ideal, meint IWB, denn: «IWB bringt ihr Know-how im Betrieb von Energie­produktions­anlagen ein, die Fritz Meyer AG hat einen direkten Zugang zum grössten Tankstellennetz der Schweiz.»

Mit Initiativen wie jenen von Hyundai, IWB und weiteren Akteuren wird auch in der Schweiz greifbarer, woran schon seit vielen Jahren international geforscht und entwickelt wird: Der Einsatz von Wasserstoff als sauber produzierbarer und sauber nutzbarer Treibstoff. «Verbunden mit Abwärmenutzung können gut 80 Prozent der Primärenergie genutzt werden. Insbesondere im Strassenverkehr kann Wasserstoff – als Ergänzung zur batteriegestützten Mobilität – zu einer massiven Reduktion der CO2-Emissionen beitragen», betont IWB in der Mitteilung.

Das Interesse im Markt ist vorhanden. Seit Frühling 2018 spannen mehrere Tankstellenbetreiber, Logistik- und Transport­unternehmen im Förderverein H2 Mobilität Schweiz zusammen, die gemeinsam mehrere Tausend Tankstellen und Lastwagen repräsentieren. Hier wolle man anknüpfen und gemeinsam die Produktion und Verteilung von Wasserstoff aus erneuerbarer Energie anbieten, heisst es in der IWB-Mitteilung. Mit potenziellen Abnehmern in der Industrie, aber auch am Euro-Airport und den Basler Rheinhäfen ist die Region Basel prädestiniert für einen Pilotversuch mit diesem zukunftsträchtigen Energieträger.

Beim Wasserkraftwerk Birsfelden will IWB künftig Wasserstoff produzieren.

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