Schweizer Energieholznutzung 2019 auf Höchststand

Die Holzenergie ist aus der Schweizer Energie­versorgung nicht wegzudenken. Sie ist nach der Wasserkraft die zweitwichtigste einheimische Energie­quelle. Und sie gewinnt weiter an Boden, wie die neueste Statistik des Bundesamts für Energie zeigt.

Starke Zunahme: Pellets, gepresstes Sägemehl aus Sägereien und immer mehr auch direkt aus dem Wald. Quelle ProPellets

Der Mensch nutzt die Holzenergie aktiv seit mehreren Hundert­tausend Jahren. Die Entwicklung unserer Zivilisation wäre ohne die Beherrschung des Holzfeuers undenkbar. In der heutigen Zeit hat die Holzenergie nach wie vor einen wichtigen Stellenwert. Sie gewinnt dank moderner, schadstoff­armer Anlagen seit Jahren wieder Marktanteile. Das hat seine guten Gründe, denn die Holzenergie ist einheimisch, erneuerbar und klimaneutral.

Die Schweiz hat das Pariser Klima­abkommen ratifiziert und gibt sich mit dem neuen CO2-Gesetz eine Vorgabe: Die fossilen Energien Öl und Gas müssen wir schrittweise zurück­drängen und im Bereich der Heizungen in den nächsten dreissig Jahren ganz ersetzen. Zum Glück verfügen wir mit der Sonnen­energie, der Umgebungs­wärme und der Holzenergie über genügend einheimische, erneuerbare Energien für den Umbau hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung.

Soeben hat das Bundesamt für Energie die neuesten Zahlen zur Nutzung der Holzenergie veröffentlicht. Sie zeigen für das Jahr 2019 einen erfreulichen Aufwärtstrend. Mehr als zehn Prozent des Schweizer Raumwärme­verbrauchs werden durch die Holzenergie abgedeckt. Die grosse Menge des genutzten Energieholzes ist für die Schweizerische Wald- und Holzwirtschaft ein wichtiger Absatzkanal und schafft in ländlichen Regionen zahlreiche Arbeitsplätze.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Anzahl installierter Holzfeuerungen sowie den damit verbundenen Holzverbrauch in Kubikmetern (Festmeter). Ein Vergleich der Werte von 2019 mit den Angaben von 1990 erlauben einen Rückschluss auf die längerfristige Entwicklung, der Vergleich mit den Werten von 2018 zeigt die aktuellsten Trends.

(Quelle: Schweizerische Holzenergiestatistik 2019, Vorabzug, Bundesamt für Energie, 2020)

Die längerfristige Entwicklung seit 1990
Die Anzahl der in der Schweiz installierten, handbe­schickten Holzheizungen (ohne offene Cheminées, d.h. geschlossene Cheminées, Herde, Kachelöfen, Zimmer- und Cheminéeöfen sowie Stückholzkessel) ist – obwohl ihr Bestand seit 1990 um rund 150 000 Anlagen abnahm – nach wie vor beachtlich. In Relation zum Gebäude­bestand wird das besonders deutlich. Der Bestand an Gebäuden mit alleiniger oder teilweiser Wohnnutzung lag 2018 gemäss Bundesamt für Statistik bei 1,75 Millionen Bauten. Davon sind 998 000 Einfamilien­häuser, 470 000 Mehrfamilien­häuser, 198 000 Wohngebäude mit Nebennutzung sowie 82 000 Gebäude mit teilweiser Wohnnutzung.

Alle Gebäude mit Wohnnutzung zählten 2018 gesamthaft rund 4,53 Millionen Wohnungen. In jeder neunten Wohneinheit (Einfamilienhaus oder Wohnung) ist folglich eine handbeschickte Anlage installiert, wobei der Anteil in Einfamilien­häusern und kleinen Mehrfamilien­häusern viel höher liegt, da grosse Mehrfamilien­häuser in der Regel kaum oder nur im Attikageschoss über Cheminées oder Öfen verfügen.

1990 gab es in der Schweiz noch keine Pelletfeuerungen. Sie kamen erst um die Jahrtausend­wende auf und haben seitdem eine stetige Entwicklung erlebt. 2019 wurden bereits mehr als zehn Prozent der in der Schweiz genutzten Energie­holzmenge in Form von Pellets umgesetzt.

Schnitzelheizungen sind seit 1990 auf der Erfolgsspur. Ihr Bestand hat sich in den letzten dreissig Jahren mehr als verdreifacht, die damit genutzte Energie­holz­menge hat gar um mehr als den Faktor fünf zugenommen. Naturbelassene Holzhack­schnitzel sind heute mit Abstand das wichtigste Energie­holz­sortiment. Sie machen 2019 rund 45 Prozent der gesamten Energieholzmenge aus.

Als Spezialität seien noch die Holz-Wärmekraft­kopplungs­anlagen (WKK-Anlagen) erwähnt, die neben Wärme auch Strom produzieren. Die ersten beiden WKK-Anlagen erschienen 1995 in der Statistik. Ihr Bestand hat sich 2019 im Vergleich zum Vorjahr um drei Anlagen auf 17 erhöht. 2019 produzierten sie 217 260 MWh Strom. Damit lassen sich rund 50’000 durchschnittliche Schweizer Haushalte (zwei Personen im Mehrfamilienhaus) mit Strom versorgen.

Veränderungen 2019 im Vergleich zum Vorjahr
Die energetisch genutzte Holzmenge stieg 2019 im Vergleich zum Vorjahr um etwa 140 000 auf gesamthaft rund 5 246 000 Festmeter. Damit leistet das Schweizer Energieholz einen wichtigen Beitrag an die Schweizer Klimapolitik, indem es 2019 umgerechnet mehr als eine Million Tonnen Heizöl ersetzte und damit der Atmosphäre rund 3,3 Millionen Tonnen zusätzliches CO2 ersparte.

Der Bestand handbe­schickter Holzheizungen hat um weitere 13 000 Stück abgenommen. Entsprechend ging auch die genutzte Stückholzmenge um rund 30 000 Festmeter zurück.

Pelletfeuerungen mit Zentral­heizungs­funktion oder kleineren Nahwärme­netzen im Leistungsbereich bis 300 kW sind auf der Erfolgsspur. Ihre Anzahl hat innert Jahresfrist um rund 630 auf 17 960 Stück zugenommen. Daraus resultiert eine Zunahme der Energie­holzm­enge um rund 30 000 Festmeter in Form von Pellets. Die Anzahl grosser Pellet­feuerungen über 300 kW Leistung blieb praktisch unverändert.

Ein interessanter Trend ist bei den Schnitzel­feuerungen zu beobachten: Der Bestand kleiner Anlagen unter 50 kW Leistungen hat um rund 180 Stück auf noch rund 3020 Stück abgenommen. Darin spiegelt sich die Tatsache, dass kleine Schnitzel­feuerungen im Betrieb manchmal etwas komplex sind. Die Anlagen der ersten Generation werden heute oft durch Pellet­feuerungen ersetzt. Die Anzahl der grösseren Anlagen hat 2019 weiter zugenommen und erklärt die erfreuliche Steigerung der damit genutzten Energie­holzmenge um stattliche 160 000 Festmeter.

Eine unverändert wichtige Rolle spielt die Nutzung von Altholz in speziellen Altholz­feuerungen sowie Kehricht­verbrennungs­anlagen (KVA). Die Altholznutzung lag 2019 bei knapp 1,2 Millionen Festmetern, bzw. 22 Prozent der gesamten genutzten Energieholzmenge. Damit wird deutlich, dass Holz auch im Sinne der Kreislauf­wirtschaft eine wichtige Rolle spielt.

* Christoph Rutschmann, Dipl. Forst Ing., arbeitet als freier Autor für Holzenergie Schweiz

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