Mega-Baustelle für die Forschung

Derzeit entsteht in Darmstadt, Deutschland, die neue inter­nationale Teilchen­beschleuniger­anlage zur Forschung mit Antiprotonen und Ionen. Dieses trägt den Namen Fair (Facility for Antiproton and Ion Research in Europe GmbH). Am 4. Juli 2017 erfolgte auf dem nordöstlichen Baufeld der Spatenstich für den Bau des grossen Ringbeschleunigers SIS 100, ab 2025 soll die über zwei Milliarden Euro teure Anlage im Vollbetrieb laufen.

Die Entwicklung schreitet voran: Rechts im Bild ist der nördlicher Teil des Baufelds mit dem Tunnel für den grossen Ringbeschleuniger SIS100 zu sehen, im Hintergrund links die bestehenden GSI-Gebäude, davor ein Teil des südlichen Baufelds, das nun immer stärker entwickelt wird. (Foto: L. Möller/GSI/Fair)

 

Im Mega-Bauprojekt Fair beginnt eine weitere wichtige Etappe. Während die Rohbau­arbeiten im Baufeld Nord voranschreiten, wurde nun ein erstes grosses Leistungs­paket für das Baufeld Süd vergeben. Damit erfolgen die nächsten entscheidenden Realisierungs­schritte für das künftige Beschleuniger­zentrum Fair, das derzeit beim GSI-Helmholtz­zentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt entsteht.

Die Vergabe dieses Grossauftrags geht an die Arbeits­gemeinschaft der Firmen Züblin und Strabag in Deutschland. Die  Bauleis­tungen umfassen die Rohbauten für sechs Gebäude und eine einzigartige Experimen­tier­einrichtung – den supraleitenden Fragment­separator (Super-FRS).

Nach den bereits im Nordbereich laufenden Bauarbeiten für das künftige Gross­experiment CBM, eine der vier zentralen Säulen des Fair-Forschungs­programms, wird nun mit dem Bau eines weiteren entscheidenden Forschungs­bereichs mit herausragendem Entdeckungs­potenzial für die Wissenschaft begonnen. Im Super-FRS wird es um Forschungs­fragen zu Kernstruktur und Wechsel­wirkungen extrem seltener, exotischer Teilchen gehen. Mit höchsten Intensitäten werden diese neuen Isotope erzeugt, am Super-FRS separiert und für weltweit einmalige Experimente zur Verfügung gestellt, um kosmische Materie im Labor zu untersuchen.

20 Bauwerke auf 150’000 Quadratmeter
Zur Realisierung dieser wegweisenden Infrastruktur für die Forschung beinhaltet das Vergabe­paket ausserdem die Rohbauten für weitere Experimentier- und Versorgungs­gebäude sowie Transfer­strecken für die Ionenstrahlen. Der Technische Geschäftsführer von GSI und Fair, Jörg Blaurock, betonte: «Mit der aktuellen Auftrags­erteilung setzen wir einen weiteren Baustein unserer für das Megaprojekt Fair massge­schneiderten Vergabestrategie entsprechend unserer Planung um. Nun rücken der zweite grosse Baubereich im Süden des Fair-Areals sowie weitere Teile der Hightech-Ausstattung in den Fokus auf unserem Weg zur Realisierung von Fair. Wir werden auch hier mit unserer bereits etablierten integrierten Gesamtplanung in enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern in Planung und Ausführung fortfahren.»

Parallel und eng abgestimmt mit dem Fortschritt auf dem Baufeld läuft die Entwicklung und Fertigung der entsprechenden Hightech-Komponenten, die insbesondere für den Super-FRS benötigt werden. Dazu gehören beispiels­weise spezielle leistungs­starke Stromrichter sowie supraleitende Magneteinheiten, die später im Super-FRS der Strahlkorrektur dienen, um einen hochpräzisen Teilchenstrahl zu erreichen.

Das Fair-Projekt ist eines der weltweit grössten Bauvorhaben für die internationale Spitzen­forschung. Insgesamt wird die hochkomplexe Fair-Beschleuniger­anlage auf einer Fläche von rund 150’000 Quadratmeter 20 Bauwerke umfassen. Für das Bauprojekt werden rund zwei Millionen Kubikmeter Erde bewegt und 600’000 Kubikmeter Beton sowie 65’000 Tonnen Bewehrungsstahl verbaut. Wissen­schafterinnen und Wissenschafter aus aller Welt werden Fair nutzen, um in heraus­ragenden Experimenten neue Erkenntnisse über den Aufbau der Materie und die Entwicklung des Universums zu gewinnen.

gsi.de

Der SIS-100-Ringbeschleuniger ist auf der Baustelle Nord, im Hintergrund sind die beiden Betonmischanlagen. (Foto: I. Peter/GSI/Fair)

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