Eines der innovativsten und spannendsten Bauprojekte der Alpen

In der Tradition der visionären Pionierleistungen beim Bau der Jungfrau-bahn 1896–1912 entstand bis Dezember 2020 die V-Bahn. Vom neuen Terminal in Grindelwald aus führt eine 3S-Bahn zum Eigergletscher sowie eine neue 10er-Gondelbahn zum Männlichen.

Anlässlich der Inbetriebnahme wurde das Bauwerk als «Meisterleistung aller Beteiligten» bezeichnet.
Anlässlich der Inbetriebnahme wurde das Bauwerk als «Meisterleistung aller Beteiligten» bezeichnet.

Seit dem Samstag, 5. Dezember 2020 gelangen die Besucher rascher, beque-mer und qualitativ hochstehend ins Win-tersportgebiet rund um den Eigerglet-scher und die Kleine Scheidegg, wie auch auf das Jungfraujoch. 47 Minuten gewinnen Gäste von überall in der Schweiz damit auf ihrer Reise mit dem Eiger Express, dank der direkten Anbin-dung an den öffentlichen Verkehr mit der Haltestelle der Berner Oberland-Bahn (BOB) beim Terminal in Grindelwald Grund. Der moderne Terminal bietet Ein-kaufsmöglichkeiten auf mehreren Stock-werken, Verpflegungsmöglichkeiten, ein Sportgeschäft und Skidepots zum Mie-ten. Wer mit dem Auto anreist, findet im über 1000-plätzigen Parkhaus Platz, wobei er seinen Parkplatz vorgängig reservieren kann. Mit den beiden Bahnen (Eiger Express und Männlichenbahn) können pro Stunde 4000 Gäste transpor-tiert werden.

Jungfraubahnen brechen mit der V-Bahn in die Zukunft auf

Von einer «Meisterleistung aller Beteilig-ten» sprach denn auch Jungfraubahnen-Direktor Urs Kessler beim Rückblick auf 908 Tage Bauzeit für das 470-Millio-nen-Projekt. Und Bundeskanzler Walter Thurnherr hielt in seiner Rede fest: «Es wurde mit Hingabe und unerhörtem Engagement, mit viel Sinn für Nachhal-tigkeit und Liebe zum Detail eine gross-artige Bahn an den Berg gebaut.» Thurn-herr verwies auch darauf, dass die Schweiz sich nicht von selbst weiterent-wickelt, weder im Tourismus noch an-derswo. «Dazu braucht es immer wieder Persönlichkeiten, die die Initiative er-greifen, hartnäckig eine Idee verfolgen, andere überzeugen, Rückschläge über-winden und schliesslich eine Vision umsetzen.»

Die Streckenführung legt offen, weshalb sich das kühne Projekt im Berner Oberland V-Bahn nennt.
Die Streckenführung legt offen, weshalb sich das kühne Projekt im Berner Oberland V-Bahn nennt.

Der Berner Regierungsrat Christoph Am-mann bezeichnete die V-Bahn als «Visi-tenkarte des Berner Oberlands und des Kantons Bern mit internationaler Aus-strahlung». Die neue touristische Infra-struktur werde, wenn sich die Lage wie-der einmal normalisiert habe, als «Turbo» wirken. Auch Thomas Bieger, Verwal-tungsratspräsident der Jungfraubahn Holding AG zeigte sich überzeugt, dass «der Corona-Krise ein Zeitalter mit neuem Wachstum im internationalen Tou-rismus folgen wird». Die V-Bahn sei aus-gerichtet auf die Bedürfnisse der heutige Generation Y und die Nachfolge-Genera-tionen, so Bieger.

Die Betonierarbeiten fanden witterungsbedingt teils unter erschwerten Bedingungen statt.
Die Betonierarbeiten fanden witterungsbedingt teils unter erschwerten Bedingungen statt.

Nachhaltigkeit und modernste Technik

ten Generationen wurde bei Konzeption und Bau der Bahnen und der neuen Stationen viel Wert auf modernste Tech-nologie gelegt, ohne dabei die einmalige Landschaft und die Nachhaltigkeit aus den Augen zu lassen. Der Eiger Express bringt die Gäste in 15 Minuten von Grin-delwald zum Eigergletscher, wobei die Bahn nur sieben Stützen braucht. Dies dank der Dreiseil-Technologie (3S-Tech-nologie), bei der durch die doppelte Trag-seilführung grosse Spannfelder mit wenigen Stützen windstabil überfahren werden können und so zum Beispiel keine Waldschneisen entstanden. Im Rahmen der Umweltbaubegleitung küm-merte sich ein Agronom um die Erfolgs-kontrolle bei den umgesetzten Ersatz-massnahmen. Dabei ging es unter anderem um die Bandbreite der vorhan-denen Pflanzenarten für die Wiederan-pflanzung, die Berücksichtigung der Brutzeit der Schneehühner bei den Bau-phasen oder die Schaffung neuer Fort-pflanzungs-Tümpel für die Geburtshelfer-kröte in Grindelwald.

Ein Blick auf die Stahlbewehrungen, welche beim Bau der Bahnstation verwendet wurden.
Ein Blick auf die Stahlbewehrungen, welche beim Bau der Bahnstation verwendet wurden.

Volkswirtschaftliche und touristische Bedeutung

die V-Bahn ihre Bedeutung. Die Wert-schöpfung kann generell gesteigert wer-den, für die Gemeinde Grindelwald wie auch für die restliche Jungfrau-Region ist mit zusätzlichen Steuereinnahmen zu rechnen, zudem konnten neue Arbeits-plätze geschaffen werden. Die V-Bahn sichert mittel-und langfristig die erfolgreiche touristische Zukunft der gesamten Jungfrau-Region als Ganzjah-res-Destination im Schweizer Tourismus. Sie bildet den Grundstein für die Destina-tionsentwicklung hin zu einer Premium-Destination. Die Schweiz verfügt so im internationalen Wettbewerb über eine top Winter-und Sommer-Destination mit mo-dernem öV-Anschluss.

Beim Bau der Bahnen und der neuen Stationen wurde viel Wert auf modernste Technologie gelegt.
Beim Bau der Bahnen und der neuen Stationen wurde viel Wert auf modernste Technologie gelegt.

Die beliebten Wanderrouten zwischen Männlichen und Kleiner Scheidegg oder unterhalb der Eigernordwand werden mit den Bahnen deutlich bequemer und schneller erschlossen. Der Ausgangs-punkt des Eiger-Trails und des Jungfrau-Eiger-Walks ist durch die neue 3S-Bahn Eiger Express ohne Umsteigen in 15 Mi-nuten erreichbar. Die Kleine Scheidegg wird entlastet von Reisenden aufs Jung-fraujoch und dadurch attraktiver für Aus-flugsgäste und Wanderer. Sie wird zum Treffpunkt der Alpen. Gleichzeitig wird die Kleine Scheidegg entflechtet und die Station Eigergletscher erhält mehr Bedeutung als Knoten-und Umsteige-punkt. ■

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