Dachträger-Montage über dem Stadion-Innenraum

Nach über 70 Jahren Spielzeit im Zürcher Hallenstadion kann der Eishockeyclub ZSC Lions im August 2022 das neue Stadion in Zürich Altstetten beziehen. Mit Kosten von über 200 Millionen Franken entsteht ein einzigartiger Baukörper mit einem Volumen von 425 000 Kubikmetern.

In Zürich Altstetten kann der Eishockeyclub ZSC Lions im August 2022 das neue Stadion beziehen. Das Projekt «Theatre of Dreams» des Architekturbüros Caruso St. John ist ein monumentaler Baukörper, dessen Massivität durch Wellen- und Faltenmuster in den Betonfassaden gebrochen wird.

In Zürich Altstetten kann der Eishockeyclub ZSC Lions im August 2022 das neue Stadion beziehen. Das Projekt «Theatre of Dreams» des Architekturbüros Caruso St. John ist ein monumentaler Baukörper, dessen Massivität durch Wellen- und Faltenmuster in den Betonfassaden gebrochen wird.
In Zürich Altstetten kann der Eishockeyclub ZSC Lions im August 2022 das neue Stadion beziehen. Das Projekt «Theatre of Dreams» des Architekturbüros Caruso St. John ist ein monumentaler Baukörper, dessen Massivität durch Wellen-und Faltenmuster in den Betonfassaden gebrochen wird.

Nach acht Jahren Vorbereitungszeit wur-den am 6. März 2019 die Bauarbeiten für die neue Zürcher Eishockey-Arena mit dem symbolischen Spatenstich in Angriff genommen. Gleichzeitig wurde bekannt gegeben, welchen Namen das neue Sta-dion beim Bahnhof Altstetten tragen wird: Swiss Life Arena. Der grösste Lebens-versicherungskonzern der Schweiz ist seit 2015 einer der grössten Sponsoren und erwirbt das Namenrecht für die neue Arena zunächst für zwölf Jahre. Die ZSC Lions waren bislang die einzige Eisho-ckey-Organisation in der Schweiz ohne ei-genes Stadion. Auf die im 2011 erarbeitete Machbarkeitsstudie folgte ein anonymer Projektwettbewerb, aus dem das Projekt «Theatre of Dreams» des Architektur-büros Caruso St. John Zürich und London als Sieger hervor ging. Das Architektur-büro entwarf einen monumentalen Bau-körper, der sich im wenig strukturierten Stadtraum zwischen den Bahngleisen und der Autobahn kraftvoll behaupten kann.

Nach über 70 Jahren Spielzeit im Zürcher Hallenstadion kann der Eishockeyclub ZSC Lions im August 2022 das neue Stadion in Zürich Altstetten beziehen. Mit Kosten von über 200 Millionen Franken entsteht ein einzigartiger Baukörper mit einem Volumen von 425 000 Kubikmetern.
Nach über 70 Jahren Spielzeit im Zürcher Hallenstadion kann der Eishockeyclub ZSC Lions im August 2022 das neue Stadion in Zürich Altstetten beziehen. Mit Kosten von über 200 Millionen Franken entsteht ein einzigartiger Baukörper mit einem Volumen von 425 000 Kubikmetern.

Betonfassade als Blickfang

Gleichzeitig wird die Massivität des Ge-bäudes fast schon spielerisch durch Wel-len-und Faltenmuster in den Betonfassa-den gebrochen. Während die fensterlosen Ost-und Westfassaden als regelmässige konkave Wellen ausgebildet sind, erweckt auf der Nord-und Südseite ein filigranes Ortbetonprofil den Eindruck eines textilen Faltenwurfs, der sich wie ein zurückge-schobener Vorhang um markante kreisför-mige Fenster legt. Die neue Spielstätte ist als Eishockey-und Sportarena konzipiert. Sie dient den ZSC-Lions, aber auch wei-teren 64 Teams mit über 1400 Personen als Spiel-, Wettkampf-und Trainingsort. In der Anlage ist aber auch die Durchfüh-rung von anderen Sportanlässen möglich, wie zum Beispiel Curling, Unihockey oder Eiskunstlauf. Eine Trainingshalle im ersten Obergeschoss mit rund 200 Sitzplätzen ergänzt das Angebot. Ferner werden Flä-chen für Zusatznutzungen und Fremdver-mietungen sowie 300 Autoabstellplätze realisiert. Für die 12 000 Zuschauer, die ab Sommer 2022 in die neue Arena strö-men können ist ein Gastronomiebereich mit rund 2000 Plätzen geplant. An die ursprünglich veranschlagten Gesamt-kosten von 169 Millionen Franken gewährt die Stadt Zürich nach der Zustimmung der Bevölkerung im September 2016 ein verzinstes Darlehen von 120 Millionen Franken mit einer Laufzeit von 65 Jahren. Zusätzlich bezahlt sie an die Betriebs-kosten einen jährlichen Beitrag von zwei Millionen Franken.

Konstruktionszeichnung Variante Diagonalen geschraubt.
Konstruktionszeichnung Variante Diagonalen geschraubt.

Tragstruktur in Ortbeton anstatt vorfabrizierte Betonelemente

Die wellenförmige Fassade, die zwischen den Schotten aufgehängt ist, suggeriert das Bild eines grossen Vorhangs, hinter dem sich – wie im Theater – die Spiel-szenen entwickeln. «Im Wettbewerbs-projekt war vorgesehen, die Tragstruktur mit vorfabrizierten Betonelementen zu verkleiden», erklärt Arno Caprez vom Ingenieurbüro Ferrari Gartmann AG mit Sitz in Chur. Er und sein Büro zeichnen verantwortlich für das Mandat Bauinge-nieur am neuen Stadion. Erst zu einem späteren Zeitpunkt fiel der Entscheid für eine Ausführung der Fassadenscheibe als Tragstruktur in Ortbeton, was nach seinen Worten verschiedene Vorteile hat: «Die Probleme wie Fugen, Befestigung und Schnittstellen zwischen Tragstruktur und Fassade wurden minimiert oder gar hinfällig. Die Rohbauzeit wurde etwas länger, aber die Gesamtbauzeit verkürzte sich mit dieser Art der Ausführung.»

Ihre Oberflächenstruktur erhalten die bis zu 32 Meter hohen Betonfassaden durch Schalungsmatrizen. Gegossen werden diese auf der Grundlage von 3D-Vektordaten, nach welchen das Modell gefertigt wird. Auf der Baustelle werden diese Teile vollflächig auf die Trägerplatte der Schalung geklebt. Eine Fläche von 14 000 Quadratmeter war auf diese Weise zu erstellen, unterteilt in mehr als 200 Arbeitsetappen. Die grösste Einzeletappe war eine Wand mit 21,70 Meter Länge und 11,59 Meter Höhe. Für diese Fläche waren über 50 Matrizen mit unterschiedlichen Formen und Grös-sen erforderlich. Ein grosser Vorteil der Strukturmatrizen ist, dass sie sich bis zu 100-mal einsetzen lassen. Beim ZSC-Sta-dion wurden einige Matrizen bis zu 30-mal verwendet.

Dachträger mit 6 Meter Konstruktionshöhe

Anfang Juli wurden nun die Dachträger mit einer Spannweite von 84 Metern montiert. Der Innenraum über den Tribü-nen und der Eisfläche misst 100,10 Meter in der Länge und 84 Meter in der Breite. Sechs fachwerkartige Primärträger von 6 Meter Höhe und 84 Meter Länge überspannen die Breite der Halle. In der Längsrichtung wechseln sich Feldbreiten von 18,20 Meter und 9,10 Meter alter-nierend ab. Diese Sekundärträger sind ebenfalls 6 Meter hoch, um ein einheit-liches Bild der Konstruktion zu erhalten. Die Stahlkonstruktion ist mit einem drei-lagigen, in schwarz gehaltenen Farban-strich versehen und wird sichtbar bleiben. Alle Teile sind untereinander verschraubt. Auf der Nordseite lagern die Primärträger auf fixen Lagern in der Betonwand, auf der Gegenseite sind es bewegliche La-ger. «Unsere Berechnungen haben ge-zeigt, dass im Brandfall eine Längenaus-dehnung der Stahlkonstruktion um bis zu 30 Zentimeter möglich ist. Dieses Mass ist in der Ausbildung der beweglichen Auflagerkonstruktion berücksichtigt», berichtet Bauingenieur Arno Caprez. Die Berücksichtigung der Erdbebenlast erfolgt in der nördlich liegenden Wand-scheibe. «Die Ableitung dieser Kräfte über diese Wand forderte erhebliche Massnahmen in Bezug auf Konstruktion und Bewehrung», erklärt Arno Caprez. Über der Dachfläche werden sich die vorgesehenen Photovoltaikpanels be-finden. In der statischen Berechnung der Dachkonstruktion ist das Aufhängen von Installationen aller Art mit einem Gesamt-gewicht von 400 Tonnen berücksichtigt.

Für die Montage der sechs Primärträger werden diese vor Ort zu Paketen von zwei Trägern mit etwa einem Drittel der Gesamtlänge am Boden vormontiert und anschliessend mit dem 1000-Tonnen-Raupenkran an den Einbauort gebracht. Zwei temporäre Hilfstürme unterstützen die Teile bis die Gesamtlänge fertig eingebaut ist (Bild oben links).

Für die Montage der sechs Primärträger werden diese vor Ort zu Paketen von zwei Trägern mit etwa einem Drittel der Gesamtlänge am Boden vormontiert und anschliessend mit dem 1000-Tonnen-Raupenkran an den Einbauort gebracht. Zwei temporäre Hilfstürme unterstützen die Teile bis die Gesamtlänge fertig eingebaut ist (Bild oben links).
Für die Montage der sechs Primärträger werden diese vor Ort zu Paketen von zwei Trägern mit etwa einem Drittel der Gesamtlänge am Boden vormontiert und anschliessend mit dem 1000-Tonnen-Raupenkran an den Einbauort gebracht. Zwei temporäre Hilfstürme unterstützen die Teile bis die Gesamtlänge fertig eingebaut ist (Bild oben links).
Alle Teile der Dachkonstruktion sind untereinander verschraubt.
Alle Teile der Dachkonstruktion sind untereinander verschraubt.

Die Montage der Dachträger als grosse Herausforderung

Für die Montage der sechs Primärträger werden diese vor Ort laufend zu Paketen von zwei Trägern mit etwa einem Drittel der Gesamtlänge am Boden vormontiert und anschliessend mit dem 1000-Tonnen Raupenkran an den Einbauort gebracht. Zwei temporäre Hilfstürme unterstüt-zen die Teile bis die Gesamtlänge fertig eingebaut und in allen Richtungen aus-gesteift ist. Am weitesten entfernt vom Kranstandort ist das Trägerpaket in der nordwestseitigen Ecke des Gebäudes: 115 Meter misst die Ausladung und 80 Tonnen schwer ist das angehängte Trägerpaar. In der Mitte der 84 Meter lan-gen Spannweite werden die Primärträger um 40 Zentimeter überhöht. Das führt auch zu hohen Anforderungen in der Planung der Schraublöcher bei den Ver-bindungsteilen. Vom 29. Juni bis 9. Juli 2021 erfolgte die Montage der Stahlträ-ger für die Dachkonstruktion. Rund 1000 Tonnen Stahlteile waren auf die Baustelle zu transportieren, am Boden die Vor-montage auszuführen und in 30 Meter Höhe über dem Boden zu einem Ganzen zu verbinden. «Die grossen Herausforde-rungen in diesem Montageprozess sind die Logistik und der erforderliche Platz-bedarf», lautet die Aussage von Bau-ingenieur Arno Caprez, die er wie folgt ergänzt: «Nur schon um den Ausleger des Raupenkrans zu montieren, besteht ein sehr grossen Platzbedarf.»

Vom 29. Juni bis 9. Juli 2021 erfolgte die Montage der Konstruktionsteile in Stahl für die Dachkonstruktion mit einem Gesamtgewicht von rund 1000 Tonnen.
Vom 29. Juni bis 9. Juli 2021 erfolgte die Montage der Konstruktionsteile in Stahl für die Dachkonstruktion mit einem Gesamtgewicht von rund 1000 Tonnen.

Ausblick

«Mit der Montage der Dachkonstruktion ist ein weiterer Meilenstein geschafft auf dem Weg dazu, die Gebäudehülle bald dicht zu bekommen», erklärt Projekt-leiter Yi Yao vom Totalunternehmer HRS Real Estate AG. Ihm und dem Team von rund 10 Personen in der Projekt-und Bauleitung bleiben noch rund 12 Monate Zeit für den weiteren Ausbau und die Fer-tigstellung bis zur Eröffnung im August 2021. «Wir sind terminlich auf Kurs, ha-ben aber nicht mehr viel Reservezeit», lautet die Aussage von Yi Yao. Wie viele Beteiligte ist auch er stolz darauf, an einem so einzigartigen Projekt mitarbei-ten zu dürfen. ■

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