Rückbau einer Brücke – Stück für Stück
Ein spektakuläres Projekt beschäftigt die Abbruchspezialisten des süd-deutschen Bauunternehmens Max Wild. In Saarlouis wurde die alte Saarbrücke durch einen leistungsfähigen Neubau ersetzt. Beim Abbruch des alten Bauwerks galt es, die Konstruktion aus hochfestem Spannbeton zu leichtern, um sie später auf Schwimmpontons ans Flussufer zu beför-dern und komplett zu zerkleinern.
Eindrucksvolle Bilder liefert ein grosses Abbruchprojekt im Zuge des neu gestal-teten Autobahndreiecks Saarlouis. Dort verzweigen sich am linken Flussufer der Saar die Autobahn 620 und die Auto-bahn 8. Letztere überquert hier den Hauptfluss des Saarlandes in Richtung Dillingen. Das erste Teilbauwerk der neuen Saarbrücke wurde Ende November 2020 vierspurig in Betrieb genommen. Damit wurden die Voraussetzungen für den Abriss der alten Brücke geschaffen. Die anspruchsvolle Massnahme wurde als gesondertes Fachlos ausgeschrieben. Der Auftrag der Bauherrin, das ist die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlas-sung West, ging an die Arbeitsgemein-schaft Schnorpfeil / SEH. Diese ARGE setzte für den Abbruch der alten Beton-konstruktion die Abbruchprofis der Max Wild GmbH als Nachunternehmer ein.

Etappenweiser Rückbau
Das Bauunternehmen Max Wild mit Hauptsitz im oberschwäbischen Berkheim und mehreren Standorten in Süddeutsch-land unterhält einen modern ausgerüste-ten Leistungsbereich Abbruch und reich-lich Erfahrung im Gebäude-, Industrie-und Brückenabbruch. Ein Projekt wie den Abbruch der Saarbrücke bekommen je-doch selbst die Spezialisten von Max Wild nicht alle Tage. Naturgemäss kann eine Autobahnbrücke, die einen Fluss über-spannt, nicht einfach vom Boden aus ab-gebrochen werden. Im detailreichen Ab-bruchkonzept war deshalb vorgesehen, die Hohlkörper der beiden Richtungsfahr-bahnen so weit möglich zu leichtern, das heisst, von allen konstruktiv nicht notwen-digen Bauteilen zu befreien, um sie dann von den Brückenköpfen zu trennen, auf Schwimmpontons ans Ufer zu befördern und dort weiter zu zerkleinern.
Saubere Schnitte durch Spannbeton
Zu den konstruktiv nicht notwendigen Bauteilen gehörten die seitlichen Krag-arme der Brücke sowie die Mittelplatte zwischen den beiden Hohlkästen der Richtungsfahrbahnen. Um sie rückzu-bauen, gingen die süddeutschen Spezialisten mit einer neuartigen Maschi-nentechnik vor. Nach eingehenden Unterredungen mit dem Anwendungsbe-rater Marco Schön von Kemroc entschie-den sie sich für die Kombination eines Schneidrades DMW 220 / 1000 / 130 (Nennleistung 220 kW, Schneidtiefe 550 – 1000 mm, Schneidbreite 130 mm) mit einem firmeneigenen 40-t-Bagger. Die Schneidräder der Serie DMW von Kemroc wurden für harte Einsätze an den Auslegern von Hydraulikbaggern konzi-piert. Mit ihren zwei seitlichen, drehmo-mentstarken Hydraulikmotoren entwi-ckeln sie hohe Antriebsleistungen und extreme Schneidkräfte. Sie durchdringen damit selbst hartes Gestein mit einer ein-axialen Druckfestigkeit von 120 MPa und stark bewehrten Beton.

Hohlkästen werden segmentweise entfernt
Auf heftigen Widerstand stiess man mit dem Schneidrad DMW 220 bei der alten Saarbrücke, die mit einem ihrer beiden Felder den Fluss überspannte. Der Plan bestand darin, sie mit zwei Pontons und speziellen Tragkonstruktionen unter dem Brückenfeld zu positionieren und die bei-den Hohlkastenelemente auszuschwim-men. Um das Gewicht der Brücke zu re-duzieren, mussten die Kragarme auf beiden Seiten und die Mittelplatte zwi-schen den Hohlkästen segmentweise ent-fernt werden. Beim herkömmlichen Ein-satz einer Betonsäge hätte man wegen der verwinkelten Betonkonstruktion sehr häufig neu ansetzen müssen und damit viel Zeit beim Umrüsten verloren. Zudem waren Schneidtiefen bis 65 cm notwen-dig. Deswegen entschied sich das Team rund um den Bauleiter Max Fus, nur die Längsschnitte durch den Brückenüber-bau mit der Betonsäge auszuführen, die Querschnitte aber mit dem Schneidrad am 40-t-Bagger. Die einzelnen dabei ent-stehenden, 6 – 10 t schweren Betonseg-mente sollten anschliessend per Kran aus dem Verband gelöst und am Flussufer nachzerkleinert werden.

«Die Brücke leistete heftigen Widerstand»
Der konkrete Einsatz des Schneidrades verlief in den Kalenderwochen 6 und 7 dieses Jahres im Schutz eines Hängege-rüstes über der Saar. Dabei ging das Schneidrad durch den Beton nicht ge-rade wie durch Butter – aber doch mit einer sehr ansehnlichen Geschwindig-keit, berichtet Max Fus, ein Master im Bauingenieurwesen mit bisher fünf Jah-ren Praxiserfahrung bei seinem Arbeit-geber Max Wild: «Die Brücke war quer vorgespannt und leistete konstruktiv heftigen Widerstand. Trotzdem war ich überrascht, dass das Schneidrad im Ar-beitseinsatz keinen Unterschied machte zwischen Spannbeton und schlaffem, nicht vorgespanntem Beton. Mit unserer Kombilösung aus Diamantsägetechnik und Schneidrad kamen wir relativ schnell voran und erzielten Schnittgeschwindig-keiten von rund zehn Laufmetern pro Stunde.» Auch beim relativ hohen Ver-schleiss der Hartmetallmeissel, ergänzt Max Fus, habe sich dieses neuartige Ver-fahren durch die hohe Prozessgeschwin-digkeit als die wirtschaftlichste Lösung herausgestellt. ■