Teilprojekt der Station Eigergletscher auf 2328 Meter Höhe
Grosse Freude herrschte am 5. Dezember 2020 in Grindelwald: Nach 30 Monaten Bauzeit und mehr als sieben Jahren Planungszeit konnte die Gesamteröffnung der neuen V-Bahn gefeiert werden.
Das 470 Millionen Franken teure Projekt umfasst den Bau eines neuen Terminals in Grindelwald-Grund mit Zughaltestelle, Parkhaus und den Talstationen der bei-den neuen Bahnen auf den Männlichen und zum Eigergletscher.
Bahnprojekt für 470 Mio. Franken
Dazu kam der Bau der Bergstation Männ-lichenbahn sowie der neuen Station Eigergletscher oberhalb der kleinen Scheidegg. Für das als «Jahrhundert-bauwerk» bezeichnete Projekt der Jung-fraubahnen standen in der Hauptbau-phase bis zu 80 Planer und bis zu 250 Handwerker im Einsatz. In den nach-folgenden Ausführungen beschränken wir uns auf die Tätigkeiten für den Bau der neuen Station Eigergletscher. Nach 15-minütiger Fahrt erreicht die neue Dreiseil-Umlaufbahn mit der Bezeich-nung Eiger Express die Bergstation Ei-gergletscher. Über einen Verbindungs-stollen gelangen die Gäste in den neuen Bahnhof Eigergletscher als Knoten-und Umsteigepunkt zum Jungfraujoch oder auf die Skipisten oder Wanderwege. Dank der neuen Bahnverbindung ver-kürzt sich die Fahrzeit auf das Jungfrau-joch um 47 Minuten. Das Projekt Station Eigergletscher umfasst den Bau eines dritten Gleises, das in die neue Bahn-hofshalle führt. Zudem wurden die be-stehenden Gleise 1 und 2 in der Lage geschoben und behindertengerecht umgebaut. Und vor der Einfahrt in den Tunnel in Richtung Jungfraujoch wurde die bestehende Portalgalerie neu erstellt und um 45 Meter verlängert. Mit dieser baulichen Massnahme kann die Betriebs-sicherheit erhöht werden. Die Stahl-betonbauten rund um die Station Eiger-gletscher wurden bearbeitet vom Ingenieurbüro Ribuna AG mit Sitz in In-terlaken. Bauingenieur Beat Durrer zählt die besonderen Herausforderungen in der Realisierung dieses aussergewöhnli-chen Projekts auf: «Für die Bauausfüh-rung waren es die klimatischen Gege-benheiten auf über 2300 Meter Höhe und die anspruchsvolle Logistik mit dem An-und Abtransport vorwiegend über die Materialseilbahn. Für die Planung sind die Anforderungen in Bezug auf die Statik der Decke über der 150 Meter lan-gen Bahnhofshalle mit grossen Spann-weiten zu nennen und die äusserst komplexen geometrischen Formen der Verlängerung des Tunnelportals.»

Erarbeitung des Projekts im 3D-Modell
Seit rund 30 Jahren arbeitet Bauinge-nieur Beat Durrer im Beruf, seit gut 20 Jahren begleitet und unterstützt ihn da-bei die Software von Allplan. «Wenn es um komplexe Aufgabenstellungen geht, erarbeite ich diese gleich selber im All-plan. Mit dieser Arbeitsweise kann ich mir den Umweg über die Handskizze einspa-ren und die Daten können direkt weiter bearbeitet werden.» Bei der Station Eigergletscher war die Komplexität in zweifacher Hinsicht aussergewöhnlich. Zum einen in Bezug auf die Datenmenge der Topografie und der Trassierung der beiden bestehenden und des neuen Glei-ses. Zum anderen bezüglich der in allen Ebenen schiefen Verlängerung des Tun-nelportals. «Alles Schiefe und Verwin-kelte ist in der Modellerstellung an-spruchsvoll», berichtet Beat Durrer über die dabei gemachten Erfahrungen. Aber es ist ihm bewusst, das andere Anwen-der, die intensiver mit dem Programm ar-beiten, damit besser zurechtkommen als ein gelegentlicher Anwender wie er sich selber bezeichnet.
3D-Modell zeigte sich als unentbehrlich
Gleichwohl war das 3D-Modell unent-behrlich, um die anspruchsvollen Baukör-per optimal darstellen und kontrollieren zu können. Und im Fall des Tunnelportals dem Elementproduzenten für die Vorfab-rikation der Deckenelemente weiterzuge-ben: Denn jede Platte hatte bei diesem Projekt andere Abmessungen. Aber auch die Generierung von Schnitten an jeder beliebigen Stelle ist als grossen Vorteil zu nennen. «Aber wichtig ist, dass alle Ver-knüpfungen richtig im Modell eingearbei-tet sind. Das hatte ich unterschätzt», gibt der Bauingenieur als Hinweis weiter. Die Decke über der 150 Meter langen Bahn-hofshalle besteht aus vorgespannten Un-terzügen und darüber liegender Decken-platte.

Effizientes Arbeiten mit dem 3D-Modell
Dank dem 3D-Modell konnte dieser Bau-teil effizient bearbeitet werden. «Der Bewehrungsplan dazu und die Generie-rung der Eisenliste waren dann nur noch Fleissarbeit», erklärt Beat Durrer. Ähnlich ist es mit den Absteckungspunkten, die auf die Landeskoordinaten referenziert wurden. Aus dem Modell wurde die Ab-steckungsliste generiert und als Excel-und DXF-Datei hinterlegt. Mit diesen Da-ten konnten die Absteckungsgeräte auf der Baustelle die genaue Lage der Bauteile einmessen. Welche Aussagen aufgrund der gemachten Erfahrungen wären ihm wichtig noch weiterzugeben? «Sehr wichtig ist, dass die Struktur des Datenmanagements von Beginn weg klar definiert ist. Das ist die Grundlage für eine effiziente Arbeitsweise. Weiter wünschte ich mir, dass das Potenzial der 3D-Modelldaten im gesamten Planungs-und Ausführungsprozess künftig noch intensiver und durchgängiger genutzt werden kann.
Nach wie vor wird auf der Baustelle mit 2D-Plänen gearbeitet und nur für die Ver-messung werden die Daten aus dem 3D-Modell generiert und auf die Bau-stelle transferiert. Mein Ingenieurwissen kann ich dank der Planung in 3D direkt ins Modell einfliessen lassen. Das ist ein grosser Vorteil für mich.» ■