Bahnhof Bern: Bauen im Gefrierverfahren

Die Arbeiten im Zusammenhang mit dem Ausbau des Bahnhofs Bern schreiten rund 3,5 Jahre nach dem Spatenstich planmässig und unter laufen-dem Bahnbetrieb voran. Passanten, Anwohnende und Reisende bekommen die Auswirkungen der Bauarbeiten von SBB und RBS jedoch zu spüren.

Bahnhof Bern: Bauen im Gefrierverfahren

Bahnhof Bern: Bauen im Gefrierverfahren

Arbeiten am Deckel im Eilgutareal (oben). Das Portal zum Zufahrtstunnel Hirschenpark (oben rechts).
Arbeiten am Deckel im Eilgutareal (oben). Das Portal zum Zufahrtstunnel Hirschenpark (oben rechts).

Die SBB stehen in ihrem Projekt zum Ausbau des Bahnhofs Bern vor einem weiteren Meilenstein. Nach über einjähri-gen Bauarbeiten auf und unter Perron Gleis 12/13 ging dieses wieder vollstän-dig in Betrieb. Bereits steht die neue Un-terführung auf einer Länge von 80 von insgesamt rund 172 Metern. Während die SBB die künftige Unterführung unterhalb des Perrons Gleis 12/13 aushoben und ausbauten, waren die Gleise teilweise ge-sperrt. Die Gleissperrungen nutzten die SBB, um gleichzeitig das Perron für bar-rierefreies Ein-und Aussteigen zu erhö-hen. «Steht man heute auf dem Perron zwischen Gleis 12 und 13 sieht man be-reits die neue Treppe und den Liftschacht, worüber sich die Reisenden künftig zwi-schen Zug und neuer Unterführung bewe-gen werden. Wir schnuppern also bereits etwas Zukunftsluft», erläutert Benno Nussberger, Gesamtprogrammleiter Aus-bau Knoten Bern der SBB anlässlich eines digitalen Mediengespräches.

Gleisänderungen und weniger Platz auf dem Perron

Die nächste Bauetappe nahmen die SBB im Frühjahr 2021 in Angriff und bauten die Unterführung weiter Richtung Süden un-terhalb der Gleise 11, 10 und 9 aus. In einer ersten Etappe werden Mikropfähle für die Baugrubensicherung gebohrt. Danach folgen der Bau der Unterführung sowie von Hilfsbrücken und die Erhöhung des Perrons für den barrierefreien Einstieg in den Zug. Auch der Zugang zum Perron Gleis 9/10 wird erschwert, weil einzelne Treppen oder die Rampe gesperrt werden müssen. «Ganz ohne Einschränkungen geht es leider nicht, wenn man unter lau-fendem Betrieb den zweitgrössten Bahn-hof der Schweiz massiv ausbaut», sagt Benno Nussberger, Gesamtprogrammlei-ter Ausbau Knoten Bern der SBB.

Neuer RBS-Bahnhof: komplexe Tunnel-arbeiten begonnen

Knapp 20 Meter unterhalb der bestehen-den Gleise 2 bis 7 der SBB entsteht im Bahnhof Bern der neue RBS-Bahnhof. Damit die beiden Bahnhofkavernen – das Herzstück des künftigen RBS-Bahnhofes – überhaupt ausgebrochen werden kön-nen, musste unter den Gleisen 1 bis 5 der SBB erst ein 80 Meter langer Zugangs-stollen erstellt werden. Diesen Stollen braucht es, damit die Baufachleute zum Bauplatz für die Kavernen gelangen kön-nen und die ganze Materiallogistik (Ab-transport des Aushubs, Materialanliefe-rungen) über die dortige Installationsplattform via Laupenstrasse abgewickelt werden kann. Der Bau des Zugangsstollens war in Anbetracht der äusserst begrenzten Platzverhältnisse, der geologischen Vorkommnisse und ins-besondere der unmittelbar darüber ver-kehrenden Züge eine hochkomplexe Auf-gabe. Die Arbeiten am Stollen erfolgten von einem eigens errichteten Schacht an der Laupenstrasse aus. Zum Einsatz kam beim Bau des Stollens auch das so-genannte Gefrierverfahren: ein speziel-les Bauverfahren, das ein wenig an eine «Gletschergrotte» erinnert. Die Bau-arbeiten im Gefrierverfahren stellten ei-nen wichtigen Meilenstein dar. Mit den eigentlichen Hauptarbeiten respektive mit den Ausbrucharbeiten für die künf-tigen Bahnhofhallen ausgehend vom Zugangsstollen konnte der RBS im Früh-jahr 2021 starten.

Bahnhof Bern: Bauen im Gefrierverfahren

Tunnelvortrieb im Hirschenpark (oben). Die Schläuche für die Kühlflüssigkeit im Gefrierverfahren (oben rechts).
Tunnelvortrieb im Hirschenpark (oben). Die Schläuche für die Kühlflüssigkeit im Gefrierverfahren (oben rechts).

Zufahrtstunnel zum Bahnhof

Damit die Züge dereinst in den neuen RBS-Bahnhof einfahren können, muss vom bestehenden Schanzentunnel aus ein rund ein Kilometer langer Zufahrts-tunnel zum neuen Bahnhof gebaut wer-den. Die Vortriebsarbeiten für den Zu-fahrtstunnel erfolgen seit November 2020 vom Installationsplatz Hirschenpark aus. Die Tunnelbauarbeiten werden nun in Richtung Eilgut vorangetrieben, unter dem sich der neue Zufahrtstunnel später auf vier Röhren aufteilen und mit den bei-den Bahnhofskavernen zusammenge-schlossen wird. Der Fels im Tunnel wird etappenweise ausgebrochen, laufend mit Stahlbögen gesichert und anschliessend betoniert, bevor die nächste Etappe an die Hand genommen wird. Die Bauarbei-ten für den Zufahrtstunnel schreiten der-zeit im Schnitt pro Woche rund zehn Me-ter voran und werden voraussichtlich im Frühling 2022 abgeschlossen. ■

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