Beschäftigungsaussichten brechen ein

Wegen der COVID-19-Pandemie haben sich die kurzfristigen Aussichten auf dem Schweizer Arbeitsmarkt stark verschlechtert: Der KOF Beschäftigungsindikator fällt auf -19,9 Punkte. Gegenwärtig liegt der Beschäftigungs­indikator tiefer als während des Höhepunkts der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009. Ausser der Versicherungs­branche sind alle Branchen vom Rückgang betroffen.

Die COVID-19-Pandemie hinterlässt massive Spuren in den Beschäftigungs­planungen der Firmen, die im April 2020 von der KOF zu ihrer aktuellen Situation befragt wurden. Im ersten Quartal dieses Jahres lag der KOF Beschäftigungs­indikator noch im positiven Bereich (2,9 Punkte). Im Gegensatz dazu gehen die Unternehmen nun von einem markanten Stellenabbau in den nächsten Monaten aus. Deshalb fällt der Indikator im zweiten Quartal auf einen Wert von -19,9 Punkten.

Das Ausmass des Einbruchs im zweiten Quartal 2020 ist vergleichbar mit dem Rückgang des Indikators während der Wirtschaftskrise 2008/2009. Allerdings liegt der Indikator gegenwärtig sogar leicht tiefer als während des Höhepunkts dieser Krise, als er im zweiten Quartal 2009 einen Wert von -16,5 Punkten aufwies. Zudem verteilte sich der Rückgang des Indikators damals auf drei Quartale, während sich der gegenwärtige Rückgang auf ein einziges Quartal konzentriert. Wie damals ist davon auszugehen, dass sich die starke Bewegung in einem bedeutenden Rückgang der Beschäftigung widerspiegeln wird.

Der Beschäftigungs­indikator wird aus den vierteljährlichen Konjunkturumfragen der KOF berechnet. Die Auswertungen für dieses Quartal basieren auf den Antworten von 4635 Unternehmen, die im April zu ihren Beschäftigungs­plänen befragt wurden. Die Firmen wurden unter anderem gefragt, wie sie ihre gegenwärtige Zahl an Mitarbeitenden beurteilen und ob sie diese in den nächsten drei Monaten anpassen wollen. Per saldo ist eine deutliche Mehrheit der befragten Unternehmen der Ansicht, ihr Beschäftigungs­bestand sei heute zu gross. Gleichzeitig planen viele Unternehmen, den Personal­bestand in den nächsten drei Monaten zu reduzieren. Der Beschäftigungs­indikator entspricht dem Durchschnitt aus diesen Beschäftigung­surteilen und -erwartungen.

Beschäftigungserwartungen stark negativ – Stellenabbau zeichnet sich ab
Wie zu erwarten war, ist der Beschäftigungsindikator für das Gastgewerbe, welches von einer kompletten Schliessung betroffen ist, am stärksten eingebrochen. Doch haben sich die Beschäftigungs­erwartungen auch in fast allen anderen Wirtschafts­branchen stark verschlechtert.

Hervorzuheben sind der Detailhandel und der Bausektor. Obwohl beide Branchen nur von einer Teilschliessung betroffen sind, gehen Unternehmen in beiden Sektoren von einem starken Personalabbau in den nächsten Monaten aus. Starke Rückgänge verzeichnen auch viele übrige Dienstleistungs­branchen wie das Verkehrswesen, die den gesamt­schweizerischen Beschäftigungs­indikator zuvor jahrelang stabilisiert haben.

Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Rückgang etwas schwächer ausgefallen. Allerdings befand sich der Sektor bereits vor der Corona-Krise in einem schwierigen Umfeld und es wurde im Schnitt ein Stellenabbau erwartet. Diese Tendenz hat sich nun verstärkt. So schätzen die Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe die Lage gegenwärtig ähnlich ein wie unmittelbar nach dem Frankenschock anfangs 2015. Der einzige Wirtschaftsbereich mit weiterhin positiven Beschäftigungs­erwartungen ist der Versicherungssektor.

kof.ethz.ch

KOF Beschäftigungsindikator

KOF Beschäftigungsindikator, Beschäftigung und Erwerbstätige
VZÄ Beschäftigung und Erwerbstätigenzahl gem. BFS

Der KOF Beschäftigungsindikator
Der KOF Beschäftigungs­indikator wird aus den vierteljährlichen Konjunkturumfragen der KOF berechnet. Im Rahmen dieser Umfragen befragt die KOF die privatwirt­schaftlichen Unternehmen in der Schweiz, wie sie ihren gegenwärtigen Bestand an Beschäftigten beurteilen und ob sie diesen in den nächsten drei Monaten verändern wollen. Ein positiver Wert des Indikators bedeutet, dass die Zahl der teilnehmenden Unternehmen, welche im Referenz­quartal einen Stellenabbau ins Auge fassen, kleiner ist als die Zahl der Unternehmen, die einen Stellenaufbau anpeilen. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass diese Einschätzungen die tatsächliche Arbeitsmarkt­entwicklung vorwegnehmen.

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