Industrie auf Ökopfaden
Die erfolgreichen Schweizer Hersteller und Entwickler von Haushaltsgeräten und Hightech Produkten schaffen auf ihrem Areal ein urbanes Zentrum für Innovation. Ihr «Tech Cluster» soll die Stadt Zug für Dienstleistung und Gewerbe noch attraktiver machen.
Aus der im Jahr 1913 gegründeten Verzinkerei Zug entstand das heute international bekannte Unternehmen für Haushaltsgeräte V-Zug AG mit über 1000 Mitarbeitenden am Hauptsitz in Zug. Noch früher, im Jahr 1887 wurde die Metallwarenfabrik in Zug gegründet, die im Jahr 1913 die Verzinkerei Zug gründete. Die Metallwarenfabrik entwickelte sich zum heutigen Hightech-Unternehmen Metall Zug mit über 3000 Mitarbeitenden.
Diese erfolgreichen Schweizer Unternehmen investieren nun in ihren Standort und lassen auf ihrem Firmengelände ein zeitgemässes Produktions-und Verwaltungszentrum errichten, den Tech Cluster Zug. Geplant sind acht Baufelder mit Neubauten, die jedoch nicht «auf der grünen Wiese» entstehen, sondern auf dem bestehenden Areal. In dieser Neuüberbauung sollen Industrieunternehmen, Start-ups, technische Schulen sowie kleinere Dienstleistungsund Gewerbefirmen angesiedelt werden. Hinzu kommen städtische Nutzungen inklusive betriebsnahes Wohnen.
Ziel des neuen Tech Clusters ist ein Ökosystem von innovativen Technologien und Dienstleistungen. Die zukünftigen Nutzer sollen Megathemen wie Cleantech-Simulationstechnik und Sensorik aufnehmen und/ oder mit den Kernkompetenzen der Metall Zug verwandt sein (Gebäudetechnik, Küche, Nahrungsmittel, Reinigung).
Der Tech Cluster Zug wird mit maximaler Effizienz und modernster Ökologie umgesetzt. So soll die benötigte Kälte bzw. Wärme aus dem Grundwasser erzeugt werden. Gemeinsame Dienstleistungen optimieren die operative Effizienz und fördern den Austausch, ein Hochleistungsglasfasernetz und die Cloud setzen höchste Standards in der Datenverarbeitung, ein intelligentes Mobilitäts-und Parksystem sowie Andockmöglichkeiten an die Logistik von V-Zug schaffen zukunftsfähige Lösungen im urbanen Raum und die flächendeckende Photovoltaik wird den Multi-Energie-Hub in Richtung CO2-Neutralität bringen.
Schweizweit grösstes Bauprojekt mit klimafreundlichem Beton
Am 17. November 2021 starteten die Bauarbeiten für ein erstes der zukunftsweisenden Projekte, das «Zephyr Ost» im Tech Cluster Zug. Für das Innovationsprojekt setzt die V-Zug Infra AG auf den hochwertigen Recyclingbeton «EvopactRECARB» welcher ein Produkt der Holcim (Schweiz) AG und ein innovatives Verfahren des ETHSpinoff Neustark ist. Dieses entnimmt das CO2 aus der Abwasserreinigungsanlage der Ara Region Bern AG und speichert es dauerhaft im Recyclingbeton. Das Bauunternehmen Marti Zentralschweiz verarbeitet den klimafreundlichen Beton zu einem viergeschossigen Rohbau. Mit dem Einsatz von 4200 Kubikmeter Recyclingbeton und der CO2-Bindung wird im Vergleich zu einer konventionellen Bauweise insgesamt eine Einsparung von 71 Tonnen CO2 erreicht. Das entspricht ungefähr der jährlichen CO2-Aufnahme von 3500 Schweizer Tannen.
Neue Massstäbe für nachhaltiges Bauen
Der Neubau «Zephyr Ost» wird dem Unternehmen V-Zug ab 2023 als neues Produktions-und Montagegebäude dienen. Das Bauvorhaben im Tech Cluster Zug ist das bislang grösste Bauprojekt, bei dem CO2-angereicherter Beton zum Einsatz kommt. Dazu wird zum ersten Mal CO2 aus der Schweiz eingesetzt, das Neustark aus der Abwasserreinigungsanlage der Ara Region Bern AG gewinnt.
Nebst der CO2-Bindung forderte die Bauherrschaft auch den Einsatz von hochwertigem Recyclingbeton. René Kühne, Projektleiter bei Marti Zentralschweiz, ist überzeugt: «Der Recyclingbeton eignet sich ideal für dieses Projekt und lässt auch bei der Verarbeitung keine Wünsche offen.» Das Unternehmen V-Zug setzt gleichzeitig auf eine effiziente Nutzung von Beton.
Christoph Graf, Projektleiter von «Zephyr Ost» bei Tech Cluster Zug AG, erklärt: «Beispielsweise wurden die Deckensysteme hinsichtlich des Materialverbrauchs optimiert; dazu sind Hohlkörperdecken an Stellen mit geringer statischer Beanspruchung geplant.»
CO2-angereicherter Recyclingbeton mit kurzen Transportwegen
Hergestellt und geliefert wird der Recyclingbeton «EvopactRECARB» von Holcim. Mittels modernster Technologien wird dafür regionales mineralisches Rückbaumaterial zu hochwertigen Sekundärrohstoffen aufbereitet, die bei der Zement-und Betonproduktion wieder in den Baustoffkreislauf einfliessen.
So besteht der Recyclingbeton aus dem ressourcenschonenden Zement Susteno, der aufbereitetes Mischgranulat als weiteren Hauptbestandteil für eine Klinkerreduktion enthält sowie rezyklierter Gesteinskörnung als Ersatz für natürliche Gesteinskörnung. Die Verwendung von diesem Recyclingbeton mit Susteno spart 50 Tonnen CO2 ein. Die verbleibenden 21 Tonnen werden durch die Karbonatisierung eingespart.
Die rezyklierte Gesteinskörnung wird in der Recycling-Aufbereitungsanlage Arge «EvoREC» in Oberdorf zu Granulat für die lokale Betonproduktion aufbereitet. Anschliessend wird das Granulat mit dem Trockenverfahren von Neustark karbonatisiert. Im Holcim-Betonwerk in Cham, das nur fünf Kilometer von der Baustelle entfernt ist, wird die CO2-angereicherte Gesteinskörnung zu Frischbeton verarbeitet und anschliessend nach Zug geliefert.