Geothemie fördert die Dekarbonisierung
Als lokale und CO2-neutrale Bandenergie können verschiedene Formen der Geothermie einen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten. Am Geothemie-Forum in Bern wurden Ansätze diskutiert, wie Geothermie zur Energiewende beitragen kann.
In der Schweiz entfallen über 50 Prozent des gesamten Energieverbrauchs auf die Wärmeerzeugung und diese ist für 60 Prozent des CO2-Ausstosses verantwortlich. Dies, weil rund 60 Prozent der Raum- und Prozesswäre nach wie vor aus fossilen Energieträgern gewonnen wird, wie Nicole Lupi vom Bundesamt für Energie (BFE) in ihrem Vortrag am Geothermieforum in Bern am 29. September 2022 ausführte. Um die Dekarbonisierung des Wärmesektors zu erreichen, seien daher klimaneutrale Lösungen wie Geothermie zentral.
Welche Form der Geothemie ist am geeignetsten?
Während die Bedeutung der Geothermie am Forum unbestritten war, wurde in mehreren Vorträgen auch auf verschiedene Herausforderungen hingewiesen: So benötigen Wärmepumpen Strom im Betrieb. Damit die untiefe Geothermie nachhaltig ist, muss diese Energie aus erneuerbaren Energiequellen wie Solarenergie oder Windkraft kommen. Mitteltiefe Geothermie wiederum benötigt zwar weniger Wärmepumpen, muss aber in der Nähe der Abnehmerinnen realisiert werden, da sich Wärme nicht effizient über weite Distanzen transportiert lässt.
Geothermische Kraftwerke werden daher oft in urbanen Gegenden gebaut und mit Fernwärmenetzen gekoppelt. Dazu sind Bohrungen notwendig, die in der Stadt besonders anspruchsvoll sind. Dafür verursachen die Anlagen danach keine Umweltbelastungen, brauchen kaum Platz und liefern 365 Tage pro Jahr bei jeder Witterung Wärme mit geringen variablen Kosten. Tiefe Geothermie ist in der Bevölkerung wegen möglicher Erdbeben umstritten. Hier sei Aufklärungsarbeit notwendig, denn mitteltiefe Geothermie verwende nicht dieselbe Technologie. Anlagen wie beispielsweise die 1994 erbaute Geothermieanlage in Riehen zeigten, dass der Betrieb solcher Anlagen ohne Beeinträchtigung der Bevölkerung möglich ist.
Podiumsgespräch zu politischen Rahmenbedingungen
Die Podiumsdiskussion, an der unter anderem die Nationalratsmitglieder Katja Christ und Bastien Girod teilnahmen, drehte sich um die Frage, wie die Politik geeignete Rahmenbedingungen für den Ausbau der Geothermie schaffen kann. Neben der Beschleunigung und Vereinfachung der Genehmigungsverfahren wurde besonders eine finanzielle Risikoabsicherung für Explorationsbohrungen gefordert.
Solche Bohrungen sind notwendig, um geeignete Standorte für geothermische Kraftwerke zu finden. Die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Bohrung ist dabei vergleichbar mit Öl- und Gasbohrungen. Im Schnitt sind vier bis fünf Probebohrungen notwendig, bis ein produktives Reservoir gefunden wird. In der Schweiz sind die Kenntnisse über den Untergrund im Vergleich zu Nachbarländern mit einer Tradition im Bergbau und der Exploration von Öl und Gas zudem gering.
Suche nach Investoren schwierig
Hinzu kommt wie bei allen Energie- und Infrastrukturprojekten das Risiko von Einsprachen. Das macht es anspruchsvoll, Investoren zu finden, die bereit sind, das finanzielle Risiko zu tragen. Der Geothermieverband fordert daher eine Risikodeckung und Subventionen vom Bund, um einen adäquaten Anreiz in einem noch nicht ausreichend etablierten Markt zu schaffen. Konkret sollen 90 Prozent der Kosten für Probebohrungen über Risikogarantieren abgedeckt werden. Andere Länder kennen solche Garantiemechanismen und diese hätten sich bewährt.
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