Wakkerpreis 2024 geht an den Verein Birsstadt
Gemeinsam erobern sich die zehn Gemeinden des Vereins Birsstadt ihre unkoordiniert gewachsene Landschaft in der Agglomeration Basel zurück.
Die Grundlage für die Reparatur des Raumes legt die erfolgreiche gemeinde- und kantonsübergreifende Zusammenarbeit. Unter dem Dach eines Vereins werden die industrielle Vergangenheit weiterentwickelt, das stolze baukulturelle Erbe bereichert und der Naturraum gestärkt.
Die stürmische Entwicklung im 20. Jahrhundert hat die Landschaft im Birstal stark geprägt. Im einst landwirtschaftlich geprägten Tal, in dem sich seit dem 19. Jahrhundert Industrie- und Gewerbebetriebe ansiedelten, breitete sich der Siedlungsteppich kontinuierlich aus, und Hochleistungsstrassen durchschnitten den Raum. Das Birstal entwickelte sich so zu einem wichtigen Teil des Metropolitanraums Basel – zu einer Agglomerationslandschaft mit grossen Herausforderungen und ebenso grossen Chancen für eine bauliche Weiterentwicklung.
Entwicklung als ganze Agglomeration
Nach der Jahrtausendwende kamen die Gemeinden zur Überzeugung, dass auf diese negative Entwicklung in der Agglomeration nur gemeinsam positive Veränderungen herbeigeführt werden konnten. Pionierhafte Projekte zwischen mehreren Gemeinden wie etwa der «Birspark Landschaft» machten das Potenzial der stärkeren Zusammenarbeit deutlich. Die Gründung des Vereins Birsstadt im Jahr 2018 schuf schliesslich einen festen Rahmen zur Koordination der räumlichen Entwicklung.
Mitglieder des Vereins sind die neun Basellandschaftlichen Gemeinden Aesch, Arlesheim, Birsfelden, Duggingen, Grellingen, Muttenz, Münchenstein, Pfeffingen und Reinach sowie die Solothurner Gemeinde Dornach. Dass die Gemeinden den Verein finanzieren und die Gemeindepräsidien den Vorstand bilden, verdeutlicht den Willen zur Zusammenarbeit. Im Verein werden übergeordnete Strategien in den Bereichen Landschaft, Siedlung, Mobilität und Klimaadaption verhandelt, erarbeitet und gemeinsam gegen aussen vertreten. Durch den regelmässigen Austausch wird gleichzeitig der Wissenstransfer zwischen den Gemeinden gestärkt. Drei wesentliche Elemente tragen zur gelungenen Reparatur des Agglomerationsraumes bei: die Aufwertung des Natur- und Lebensraums an der Birs, die sorgfältige Weiterentwicklung der bedeutenden Industrieareale sowie die Sicherung und Stärkung des reichen baukulturellen Erbes.
Begründung der Jury
Der Schweizer Heimatschutz zeichnet den Verein Birsstadt mit dem Wakkerpreis 2024 aus. Der Zusammenschluss der Gemeinden Aesch, Arlesheim, Birsfelden, Dornach, Duggingen, Grellingen, Muttenz, Münchenstein, Pfeffingen und Reinach zeigt, dass Herausforderungen in Agglomerationen durch gemeinde- und kantonsübergreifende Zusammenarbeit besser gelöst werden können. Das gemeinsame Handeln fördert dabei die Baukultur von der grossmassstäblichen Planung bis zum konkreten Bauprojekt.
Über den Wakkerpreis
Der Schweizer Heimatschutz vergibt jährlich einer politischen Gemeinde oder in Ausnahmefällen Organisationen oder Vereinigungen den Wakkerpreis. Das Preisgeld hat mit CHF 20’000 eher symbolischen Charakter; der Wert der Auszeichnung liegt vielmehr in der öffentlichen Anerkennung vorbildlicher Leistung. Erstmals ermöglicht wurde der Wakkerpreis 1972 durch ein Vermächtnis des Genfer Geschäftsmannes Henri-Louis Wakker an den Schweizer Heimatschutz. Seither sind weitere Legate eingegangen, dank denen der Schweizer Heimatschutz den Preis bis heute vergeben kann. Der Wakkerpreis zeichnet Gemeinden aus, die bezüglich Ortsbild- und Siedlungsentwicklung besondere Leistungen vorzeigen können. Hierzu gehören insbesondere das Fördern gestalterischer Qualität bei Neubauten, ein respektvoller Umgang mit der historischen Bausubstanz sowie eine vorbildliche Ortsplanung, die Rücksicht auf die Anliegen der Umwelt nimmt.