Mietwohnungen: Knappes Angebot, hohe Nachfrage
Wie steht es im Detail um den Mietmarkt? Immobilienexperten haben am Immo Talk des Immobilienportals newhome die aktuelle Lage analysiert.
Der Mietwohnungsmarkt in Zürich ist geprägt von einem knappen Angebot und hohen Preisen, dies gilt insbesondere für das Ballungsgebiet rund um die Stadt Zürich. In der Schweiz beträgt die Leerwohnungsziffer im Durchschnitt 1.15 Prozent, was gemäss Bundesamt für Wohnungswesen BWO auf einen Wohnungsmangel hindeutet. In der Region Zürich mit einer Ziffer von 0.7 Prozent und besonders in der MS Zürich mit einem Wert von unter 0.2 Prozent liegt hingegen ein Zustand der Wohnungsnot vor. Dr. Stefan Fahrländer vom Beratungs- und Forschungsunternehmen Fahrländer Partner AG fasst die Lage am Immo Talk des Immobilienportals newhome zusammen: „Wir haben in erster Linie ein Verteilungsproblem: Auf der einen Seite haben wir eine sehr starke Nachfrage nach Wohnungen und auf der anderen Seite eine Bautätigkeit, die damit nicht Schritt halten kann.“
Er wirft ausserdem einen Blick auf die Preisentwicklung seit dem Jahr 2000: Die Preise für ein Mehrfamilienhaus in der Region Zürich sind zwischen den Jahren 2000 und 2021 um 167 Prozent gestiegen. Den Anstieg führt Fahrländer zu einem grossen Teil auf Entwicklungen auf den Kapitalmärkten zurück. Er geht davon aus, dass die Marktwerte in den kommenden Jahren nach der erfolgten Korrektur weiter ansteigen werden.
Wertänderung Mehrfamilienhaus Zürich 2000 – 2022
Zusätzlich verschärft würde die Situation in der Stadt Zürich durch regulatorische und politische Risiken für Bauvorhaben, was den Neubau von Wohnraum erschwere. Bis ins Jahr 2040 wird eine Zusatznachfrage nach insgesamt 522‘323 Wohnungen prognostiziert. Fahrländers Fazit: Die Entwicklermärkte – und damit die Mieterinnen und Mieter – profitieren nur, wenn neuer Wohnraum in naher Zukunft gebaut werden kann. Dazu brauche es neben verfügbaren Grundstücken flüssige und verbindliche Bewilligungsprozesse sowie verlässliche Regeln. Hier sieht Fahrländer die Politik gefordert, um die Rahmenbedingungen entsprechend anzupassen.
Nach welchen Kriterien werden Bewerbungen für Wohnungen bewertet?
Die Lage aus der Perspektive der Immobilien-Bewirtschafter beleuchtete Philipp Schoch von der Wincasa AG. Er gibt ausserdem wertvolle Tipps für die erfolgreiche Suche nach dem knappen Wohnraum. Auch er weist auf die aktuell tiefe Zahl an leerstehenden Wohnungen hin: Vom gesamten Wincasa-Immobilienportfolio im Einzugsgebiet Zürich stehen aktuell 1.5 Prozent leer. Um so wichtiger sei es, dass man sich bei einer Bewerbung auf eine Wohnung an gewisse Empfehlungen halte. Dazu gehöre, dass man sich bei den grossen Plattformen mit einem Suchabo über neue Angebote informiere, da täglich Aktualisierungen vorgenommen würden.
Verdrängung durch Sanierungen
Walter Angst vom Mieterinnen- und Mieterverband Zürich geht schliesslich auf den Wohnungsmarkt aus Sicht der Mieterinnen und Mieter ein. Er sieht einen gestiegenen Handlungsdruck, um die Situation am Mietwohnungsmarkt im Kanton Zürich zu beruhigen. Durch den Mietpreisschub in den vergangenen Jahren seien die Preise durch den höheren Referenzzinssatz und die Teuerung weiter gewachsen. Das gestiegene Preisniveau strahle ausserdem zunehmend auf Agglomerationsgemeinden aus. Eine zusätzliche Verschärfung der Situation bringen Angst zufolge auch bauliche Erneuerungen: Nach Renovationen haben die neuen Mietenden eine monatlich 3‘623 CHF höheres Haushaltseinkommen resp. ein 2‘138 CHF höheres persönliches Einkommen als die Vormieter:innen. Lediglich 6.1 Prozent der ehemaligen Mieter:innen können nach einer Renovation im Gebäude bleiben: Renovationen führten gemäss Angst zu einer Verdrängung von Personen mit tiefem Einkommen.