Neue Ankunftshalle am Bahnhof St.Gallen
In Gehdistanz zur Innenstadt liegt der Bahnhof St.Gallen, mit 80 000 Reisenden täglich der wichtigste Verkehrsknotenpunkt der Ostschweiz. Um der zukünftig steigenden Zahl der Reisenden gerecht zu werden, modernisierten die SBB den Bahnhof St.Gallen umfassend.

Dadurch wurde die Erneuerung des Bahnhofes St.Gallen zum baulichen Grossprojekt. Während rund drei Jahren war dieser Verkehrsknoten eine einzige Baustelle und erforderte von den Reisenden, aber auch von den SBB-Mitarbeitenden viel Verständnis und Improvisationsvermögen. Die Arbeiten begangen im Januar 2016 und konnten im Herbst 2018 abgeschlossen werden. Der Grossteil der Geschäfte am Bahnhof sowie das Reisezentrum blieben über die gesamte Bauzeit offen. Bauen unter laufendem betrieb war daher eine besondere Herausforderung. Im Zentrum standen der Bau der neuen Ankunftshalle, die Erneuerung der Rathausunterführung mit barrierefreien Zugängen zu den Perrons und neuen Geschäften sowie die Modernisierung des Bahnhofs- und Dienstgebäudes.
Zentrales Element Ankunftshalle
Die Ankunftshalle im Schnittpunkt von Bahnhof, Bahnperrons und Bahnhofsplatz gilt als prägender Akzent für Ankommende und Abreisende. Er ist ein markanter, unübersehbarer Treffpunkt, nachts als hell ausstrahlende Laterne. Durch die kubische Gestaltung und die entsprechende Beleuchtung nimmt der Stahl-/Glasbau eine besondere Funktion wahr. Vor der Halle führt der breite Fussgängerkorridor ebenerdig über den Platz und verbindet Bahnperrons mit Bushaltestellen und Kornhausplatz. Der Neubau zeichnet sich technisch und städtebaulich durch die folgenden Elemente aus:
• Glaskubus 22,55 x 26,25 Meter
• Offene, breite Bewegungs- und Treffpunktzone
• Leichte Stahlstruktur unterstützt die Idee des laternenartigen Körpers
• Lichtdurchlässige Verglasung der Wände
• Angenehme Lichtsituation im Inneren der Ankunftshalle, gleichmässige Helligkeit des Körpers von aussen
• Blindenleitsystem zu sämtlichen Haltekanten, Merkurstrasse bis in die Schützengasse
• 16 Meter breiter Fussgängerkorridor zum Kornhausplatz
Ein Leuchtturmprojekt im wahrsten Sinne
Die neue Ankunftshalle in St.Gallen ist ein Schlüsselteilprojekt der Neugestaltung des Bahnhofsplatzes St.Gallen. Die 14 m hohe Halle bildet das Tor zur Personenunterführung Ost; sie befindet sich zwischen Bahnhofsplatz, Gleisen und Bahnhofsgebäude. Das Erscheinungsbild wird durch das architektonische Konzept Akari – dem Japanischen entnommenes Synonym für Helligkeit, Licht und Schwerelosigkeit – geprägt. Die Tragstruktur der Ankunftshalle besteht aus einem vierfach punktgestützten Stahlträgerrost als Dachkonstruktion, an welchem umlaufend Stahlschwerter als Tragelemente der Glasfassaden abgehängt sind. Die Gesamttonnage der Stahlkonstruktion beträgt 335 Tonen. Vier am Stützenfuss und im Trägerrost eingespannte Rahmenstützen vervollständigen das klare und regelmässige Tragwerk. Der sichtbare, kassettenartige Trägerrost der Dachkonstruktion kragt allseitig über die Stützenachsen aus. An den Dachrändern sind die Stahlschwerter der Fassadenkonstruktion unmittelbar an die Kragträger des Daches biegesteif angeschlossen, was der Halle eine filigrane Eleganz verleiht. Der Trägerrost ist aus T-förmigen Flachstahl-Blechträgern mit einer Höhe von 125 cm und Blechdicken von 25 mm gefertigt; lediglich in den Stützenachsen werden konisch geformte V-Kastenträger realisiert, um genügend Auflagebreite für die Dachwasserrinnen zu gewährleisten.

Eine extrem komplexe Baustelle
Parallel zu den Umbauten an den Bahnhofsgebäuden starteten die Arbeiten für die Erneuerung der Rathausunterführung. Diese wurde breiter und heller gestaltet, hat heute mehr Zugänge zu den Perrons und bekam elf neue Ladengeschäfte. Ab dem Januar 2016 starteten erste Werkleitungsarbeiten und die Installationsplätze wurden eingerichtet. Von März bis November 2016 bauten die SBB an 14 Wochenenden sechs Hilfsbrücken unter den Gleisen ein, damit die Züge während des Umbaus die Unterführung wie gewohnt befahren konnten Aufgrund der Arbeiten auf der Nordseite des Bahnhofs war ab März bis Mitte Mai 2016 der untere Teil der Schlösslitreppe gesperrt. Ganz ohne Beeinträchtigungen für die Bahnhofsbenutzer ging es dann doch nicht. Im Mai 2016 war dann der nördliche Zugang und der Zugang ab Perron 4 zur Rathausunterführung geschlossen. Während der Bauzeit stand auf der Rosenbergstrasse ein provisorischer Fussgängerstreifen zur Verfügung und die Haltestelle der Buslinie 9 wurde nach Westen verlegt. Während der Hauptbauphase von Dezember 2016 bis Dezember 2017 war die Rathausunterführung ganz geschlossen, damit die Arbeiten zur Erneuerung der Unterführung kompakt in einer kurzen Zeit realisiert werden konnten. Während dieser Zeit wurden die Reisenden durch die Westunterführung geleitet, die aus diesem Grunde bereits aufgewertet und mit barrierefreien Zugängen zu allen Perrons ausgestattet wurde. Im Jahr 2017 folgten dann der Ausbau des Bahnhofsgebäudes auf der Ostseite des Bahnhofs sowie der Bau der neuen Ankunftshalle. Total wurden 78 Millionen Franken in die Aufwertung des Bahnhofs investiert; 56 Millionen tragen die SBB und 22 Millionen die Stadt St.Gallen. Die Arbeiten wurden in enger Abstimmung mit den städtischen Projekten zur Erneuerung des Bahnhofsplatzes realisiert und konnten zeitgleich Ende 2018 abgeschlossen werden.