Gelungenes Beispiel: sozialer Wohnungsbau in Holzbauweise

In Berlin-Adlershof wurde im vergangenen Sommer ein zukunftsweisendes Wohnungsbauprojekt fertiggestellt. Die ersten Wohnungen im «urbanen Holzbau» sind bereits bewohnt – die drei Gebäude fast komplett vermietet.

Nach nur anderthalb Jahren Bauzeit endstanden auf dem rund 3000 Quadratmeter grossen Grundstück in der Newtonstrasse 4 insgesamt 42 Wohnungen in innovativer Holzhybridbauweise. Das Bauprojekt, welches die kommunale Howoge Wohnungsbaugesellschaft mbH gemeinsam mit dem Generalübernehmer Brüninghoff und dem Architekturbüro Kaden + Lager errichtet hat, spiegelt gleich in mehrfacher Hinsicht die aktuellen Trends im Wohnungsbau wider. Bauen mit Holz ist ressourcenschonend, wirtschaftlich und zeitsparend zugleich. Trotzdem ist der Holzbau insbesondere im sozialen Mietwohnungsbau in Deutschland noch immer eine Seltenheit. «40 Prozent der Wohnungen sind förderfähig und werden zu Einstiegsmieten von 6,50 Euro pro Quadratmeter angeboten», sagt Howoge-Geschäftsführer Ulrich Schiller. «Damit zeigen wir, dass nachhaltiges Bauen auch im sozialen Wohnungsbau möglich ist.» Neben der innovativen Holzhybridbauweise wurde beim urbanen Holzbau die Planungsmethode Building Information Modeling (BIM) verwendet – eine digitale Plattform, auf der alle Beteiligten das fertige Bauprojekt schon in der Planungsphase virtuell begehen und transparent modifizieren konnten.

Die Elemente werden in der Werkhalle vor- produziert und auf der Baustelle montiert.

Holz als Hauptbaustoff
Insgesamt sind auf dem Areal in drei würfelförmigen Gebäuden 42 Wohnungen mit ein bis vier Zimmern entstanden. Dabei wurde das Material Holz als Hauptbaustoff im Tragwerk eingesetzt und mit Stahlbetonfertigteilen für die Decken sowie den Treppenkern kombiniert. Brüninghoff setzte hierbei auf einen hohen Grad der Vorfertigung. So wurden beispielsweise die Holztafelelemente für die Fassade bereits werkseitig mit Fenstern, Dämmung, Fassade und Installation versehen. «Die witterungsgeschützte Produktion sicherte hierbei eine hohe Ausführungsqualität sowie einen schnellen Baufortschritt – bei vergleichsweise niedrigen Kosten», erläutert Frank Steffens, Geschäftsführer der Brüninghoff GmbH & Co. KG. «Die Montage der Holztafelelemente auf der Baustelle benötigte lediglich eine Woche pro Geschoss.» Auch die Fassade besteht aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Versehen wurde diese mit einer vertikalen, vorgegrauten und hinterlüfteten Wechselfalz- Holzschalung. Architekt Markus Lager von Kaden + Lager: «Durch die Verwendung von Holz in der Gebäudehülle konnte einerseits ein guter Energiestandard und andererseits ein angenehmes Raumklima in den Wohnungen erzielt werden.»

Elementbau mit verschiedenen Baustoffen (Holz, Beton, Stahl) kann genauso anspruchsvoll sein, wie konventionelles Bauen.

Transparente Planung mit BIM
Von Anfang an eingebunden war bei dem Bauvorhaben zudem Building Information Modeling. «BIM spielt insbesondere beim Bauen mit standardisierten, vorgefertigten Elementen eine zentrale Rolle und ist somit für den Holzbau prädestiniert», erklärt Frank Steffens. Zugleich löst die Methode viele Herausforderungen im aktuellen Wohnungsbau. «Dazu zählen beispielsweise der wachsende Bedarf an bezahlbarem Wohnraum, der möglichst zügig und kostengünstig errichtet werden kann – und auch eine höhere Komplexität der Projekte», ergänzt Markus Lager. Dank BIM erhielten alle Beteiligten ein schnelles und umfassendes Verständnis für die Bauaufgabe. Denn das 3D-Modell führt alle wichtigen Informationen über das Gebäude zusammen. Das Gebäudemodell wird mit den digitalen Plänen, Formularen und Listen in einem System zusammengeführt, miteinander verknüpft, visualisiert und ausgewertet. Dies erleichterte die gewerkeübergreifende Arbeit und führte zu einer reibungslosen Abwicklung des Projekts. Gleichzeitig diente das BIM-Modell auch als Informations- und Freigabetool. Für eine Wohnbaugenossenschaft, die ihre Immobilien im eigenen Bestand behält, hat BIM darüber hinaus einen weiteren entscheidenden Vorteil. «BIM führt zu grossen Vorteilen bei der Bewirtschaftung der Immobilien», erklärt Ulrich Schiller. «Als ‹digitaler Zwilling› des Gebäudes bietet das System alle relevanten Gebäudedaten – von Plänen über eine Auflistung aller Bauteile und technischen Anlagen bis hin zu wichtigen Garantie- und Wartungsdokumenten. Müssen beispielsweise Reparaturmassnahmen an den Gebäuden durchgeführt werden, lassen sich passende Ersatzteile problemlos anfordern. Dies spart allen Beteiligten Zeit und Kosten.»

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