Gelungene Erneuerung eines ganzen Wohnquartiers
Das Entlisbergquartier in Zürich-Wollishofen ist bekannt für seine durchlässigen und übersichtlichen Grünräume. Der langgezogene Hofraum der neuen Überbauung Entlisberg 2 verleiht Quartieridentität und führt diesen Gedanken weiter.

Die Allgemeine Baugenossenschaft Zürich ABZ als Bauherrin ersetzte die 1929/31 erbauten Siedlungen Entlisberg II/III durch zeitgemässe Neubauten. Auf der Grundlage des Masterplans Entlisberg wurde ein Architekturwettbewerb als Studienauftrag durchgeführt, der im Sommer 2013 erfolgreich abgeschlossen wurde. Mit der Ausführung wurde der Totalunternehmer HRS Real Estate AG beauftragt. Der Baubeginn erfolgte dann im Herbst 2015, der Bezug der Neubauten erfolgte Anfang 2018.

wie hier der Gemeinschaftsraum.
Genossenschaftliches Bauen und Wohnen
Im Rahmen der Masterplanung Entlisberg, in dem die Richtlinien für künftige Neu- und Umbauprojekte der Wohnbaugenossenschaft festlegt sind, konnten die ABZ-Genossenschafter ihre Anregungen einbringen. Die Bewohner der Siedlung Entlisberg konnten sich zudem zu den konkreten Vorgaben für den Architekurwettbewerb äussern. Die aktive Beteiligung der Bewohner gehört für die ABZ zum genossenschaftlichen Gedanken und war auch für die darauffolgenden Schritte vorgesehen. Insbesondere bei der Gestaltung des Aussenraumes wurden die neuen Siedlungsbewohner in partizipativen Prozessen miteinbezogen. Das dann zumal vorliegende Projekt mit 213 Wohnungen war das Ergebnis eines von der Bauherrschaft initiierten Architekturwettbewerbs. Verfasser waren die Meier Hug Architekten und die Schmid Landschaftsarchitekten, beide aus Zürich. Die städtebaulichen Ziele der Masterplanung wurden mit diesem Projekt erreicht und der Ersatzneubau erfüllte die hohen architektonischen, ökologischen und sozialen Anforderungen der ABZ als Bauherrschaft:
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Die Grundrisse sind attraktiv, zeitgemäss und ökonomisch.
- Die Wohnräume sind gut belichtet sowie vielfältig nutz- und möblierbar.
- Verschiedene gemeinschaftliche Räume in den Gebäuden und im Aussenraum schaffen gute Bedingungen für das genossenschaftliche Zusammenleben.
- Ein naturnahes und robustes Freiraumkonzept bietet ausreichend Flächen für die partizipative Mitgestaltung durch die Bewohner.
- Jede Wohnung verfügt über einen gut besonnten und nutzbaren privaten Aussenraum und gute Rückzugsmöglichkeiten.
- Dank massvoller Verdichtung finden fast doppelt so viele Menschen Wohnraum. Es wird auf einen ausgewogenen Mieter-Mix geachtet.

Leben in der Gartenstadt
Das Quartier auf dem Entlisberg ist bekannt für seine durchlässigen und übersichtlichen Grünräume. Das sollte sich mit den Neubau ten Entlisberg II nicht ändern. Die bewährten Qualitäten werden sogar gestärkt: Durch die Positionierung der neuen Häuser entstand ein langgezogener Hofraum, in der Mitte leicht tailliert, an den beiden Enden etwas geweitet. Wie eine grüne Spange erstreckt sich der Grünzug in Längsrichtung, in regelmässigen Abständen sind auch Querverbindungen eingebaut. Damit bildet der Hofraum einen Zusammenhalt wischen den einzelnen Bauten und verankert sie gleichzeitig zu den Nachbarbauten im Quartier an der Hanglage. Ebenso sind auch im Neubau die für das genossenschaftliche Zusammenleben so wichtigen gemeinschaftlichen Räume errichtet worden. Sie liegen mehrheitlich am zentralen Grünzug und sind über die ganze Siedlung verteilt. Die Waschsalons, die Ateliers, die Gemeinschaftsräume, der Kinderhort und noch einiges mehr machen den Hofraum zu einem Ort der Begegnung. Die Neubauten sind mit vier bis fünf Geschossen erbaut worden, etwas höher als im Entlisberg bisher üblich. Sie passen aber in angenehm zurückhaltender Selbstverständlichkeit sehr gut in das Quartier und wirken keineswegs als Fremdkörper. Die Bauten wirken vielmehr kleiner als sie sind, indem sie in den oberen Stockwerken eine dunkle Fassade haben, während die unteren Geschosse hell verputzt sind.
Wohnen mit Morgen- und Abendsonne
Die 213 neuen Wohneinheiten verteilen sich auf sechs langgezogene Baukörper. Das Angebot an Wohnungen umfasst ausgewogen alle Grössen. Den Schwerpunkt bilden Wohnungen von 2,5 bis 5,5 Zimmern. Bei der Mehrheit der Wohnungen sind Wohnzimmer, Küche und Balkon zu einer von Fassade zu Fassade reichenden Einheit zusammengefasst. An warmen Tagen verschmelzen durch diese Raumaufteilung Küche und Balkon zu einem einzigen grossen Raum. Die Balkone der Familienwohnungen stehen als Türme im grünen Innenhof und erlauben einen schönen Weitblick durch die Siedlung. Die grosszügigen Terrassen der Kleinwohnungen erstrecken sich entlang der beiden Zugangsstrassen.
Konsequentes Energiekonzept
Die Überbauung ist nach den Vorgaben von Minergie-P-Eco und des SIA-Effizienzpfades Energie geplant und realisiert worden. Damit werden sowohl den Richtlinien der ABZ als Bauherrschaft wie auch den Bestimmungen der Stadt Zürich betreffend 2000-Watt-Gesellschaft Rechnung getragen. Der SIA-Effizienzpfad Energie zeichnet sich dabei durch eine gesamtenergetische Betrachtung aus: Neben der Betriebsenergie werden auch deren graue Energie und die standortabhängige Mobilität einbezogen. Als entscheidende Neuerung gilt demnach, auch Zielwerte für die Treibhausgasemissionen mit einzurechnen. Sie sind wegen der Klimaauswirkungen zentral und bilden neben der nicht erneuerbaren Primärenergie die zweite Beurteilungsgrösse. Bis ins Jahr 2050 soll die Bevölkerung in der Schweiz zwei Drittel weniger Energie verbrauchen als heute, die Emissionen aus Treibhausgasen sollen gar auf einen Viertel gesenkt werden. Das entsprechende Merkblatt SIA-Effizienzpfad Energie (SIA 2040) und die zugehörige Dokumentation (SIA D0236) und die dazugehörende Rechenhilfe bilden hier die Basis für die Umsetzung des erklärten Etappenziels der 2000-Watt-Gesellschaft im Gebäudebereich. Der SIA-Effizienzpfad Energie setzt für die drei Gebäudekategorien Wohnen, Büro und Schulen die entsprechenden Zielwerte und zwar für Neubauten wie auch für Umbauten und Sanierungen. Damit ist erstmals eine energetische Betrachtung über den ganzen Lebenszyklus von Gebäuden möglich, die mit dem Bereich Mobilität auch das siedlungs- und städtebauliche Umfeld einbezieht. Der SIA-Effizienzpfad Energie gibt dem energieeffizienten Bauen somit eine völlig neue Dimension.