Ein Meisterwerk aus Sichtbeton

Die Erweiterung des Kunsthauses Zürich forderte den Baumeistern einiges ab. Nach einem Entwurf des Star-Architekten David Chipperfield entstand in der Schweizer Metropole ein offener, lichtdurchfluteter Quader. Das Bauunternehmen Marti AG und MEVA nahmen sich gemeinsam der architektonischen und bautechnischen Herausforderungen an und erstellten ein Bauwerk als Betonskulptur.

Das moderne Museumsgebäude zeichnet sich durch hervor- ragende Sichtbetonergebnisse im gesamten Gebäude aus. (© Juliet Haller/Amt für Städtebau Zürich)
Das moderne Museumsgebäude zeichnet sich durch hervor-ragende Sichtbetonergebnisse im gesamten Gebäude aus. (© Juliet Haller/Amt für Städtebau Zürich)

Rund zwei Jahre nach dem Baubeginn hatte die Marti AG den Rohbau planmässig fertiggestellt. Inzwischen ist der Erweite-rungsbau des Kunsthauses in Zürich ein glänzender Blickfang. Ab Oktober dieses Jahres werden Kunstfreunde aus aller Welt durch das prächtige neue Gebäude wandeln können. Das klare geometrische Konzept und grossflächige Sichtbetonflächen bieten den perfekten Rahmen für zahlreiche Kunstwerke.

Das moderne Museumsgebäude zeichnet sich durch hervor- ragende Sichtbetonergebnisse im gesamten Gebäude aus. ( Juliet Haller Amt für Städtebau Zürich)

Scharfe Kanten

Der Erweiterungsbau mit rund 18 700 m2 neuer Nutzfläche beherbergt zahlreiche kleinere Räume, die konzipiert sind, um optimale Bedingungen für die Präsentation der zum Teil wechselnden Ausstellungen zu bieten. «Ein wichtiger Aspekt der Planung und Umsetzung im gesamten Gebäude war die Vor-gabe, alle Ecken scharfkantig herzustellen», erklärt Bauführer Franz Bütler von der Marti AG. Daher wurden die Wände im gesamten Gebäude einheitlich mit der bewährten Wandscha- lung Mammut 350 realisiert.

Die ovale Aussparung in der Gebäudedecke über dem Lichthof wurde mit Sonderschalung erstellt.
Die ovale Aussparung in der Gebäudedecke über dem Lichthof wurde mit Sonderschalung erstellt.

Aufgrund der Masshaltigkeit der Schalung und der hohen Frischbetondruckaufnahme von 100 kN/m2 war es möglich, bis zu 4 m Höhe ohne Rücksicht auf die Steiggeschwindigkeit zu betonieren – eine Erleichterung für die Bauprofis von Marti, die bei diesem Projekt stets die Details im Blick behalten mussten. Die Decken der Ausstellungsräume wurden mit der System-deckenschalung MevaDec umgesetzt. Das rasterfreie System reduziert Ausgleiche durch die freie Richtungswahl der Träger, wodurch die Arbeit erleichtert und beschleunigt wird. In weitläufigeren Räumen wurden die Decken mit der Decken-schalung MevaFlex realisiert und mit dem flexiblen Traggerüst MEP unterstützt. Besondere Aufmerksamkeit galt auch der Erstellung des Lichthofs, die sich über fünf Betonierabschnitte erstreckte. Die ovale Aussparung in der Gebäudedecke wurde von den MEVA-Ingenieuren dreidimensional geplant und als Sonderschalung erstellt.

Aufgrund der hohen Masshaltigkeit und Leistungsstärke der Mammut 350 konnte bis zu 4 m Höhe ohne Rücksicht auf Steiggeschwindigkeit betoniert werden.
Aufgrund der hohen Masshaltigkeit und Leistungsstärke der Mammut 350 konnte bis zu 4 m Höhe ohne Rücksicht auf Steiggeschwindigkeit betoniert werden.

Hochwertige Betonergebnisse

Das moderne Museumsgebäude zeichnet sich durch hervorra-gende Sichtbetonergebnisse im gesamten Gebäude aus. In den Versammlungsräumen, in Shop und Cafeteria galten besonders hohe Anforderungen. Um diese durchgängig zu erfüllen, veranstaltete MEVA vor Ort eine eigene Schulung zur Aufberei-tung und Pflege der eingesetzten alkus-Vollkunststoffplatten. Dank der stoffgleichen Reparatur lassen sich Kratzer und Löcher einwandfrei wieder verschliessen; gleichzeitig behält die Platte ihre wesentlichen Eigenschaften, sodass es nicht zu Abfärbungen kommt und glatte, gleichmässige Oberflächen erzielt werden.

Die Kletterkon- sole KLK 230 wurde als barrierefreies Arbeitsgerüst zur exakten Ausrichtung der Schalung genutzt.
Die Kletterkonsole KLK 230 wurde als barrierefreies Arbeitsgerüst zur exakten Ausrichtung der Schalung genutzt.

Mit Fingerspitzengefühl

Das Meisterwerk der Schalungsingenieure ist allerdings die zentrale Halle. Mit ihrem hohen Atrium und umlaufenden Galerien ermöglicht sie den Besuchern die einfache Orientie-rung in dem viergeschossigen Gebäude. An dieser Stelle lässt sich das Konzept des Neubaus als lichtdurchfluteter Quader leicht erkennen. Und auch hier findet sich das Fugenbild der Mammut 350 wieder. «Neben der hohen Sichtbetonqualität war das eine wichtige Anforderung», sagt MEVA-Ingenieur Volker Götz, der das Projekt von Anfang an betreute. Der Architekt habe sich von dem Muster inspirieren lassen und forderte es durchgängig für die gesamte Ausführung, erklärt Volker Götz. «In der grossen Halle war dies eine besondere Herausforde-rung. Hier haben wir Aussparungen und Treppenläufe, dennoch sollte sich das Fugenbild exakt und ohne Versatz über die gesamte Höhe hindurchziehen.» Bauführer Franz Bütler ergänzt: «Dazu waren exakte Planung und Fingerspitzengefühl in der Ausführung gefordert, aber zusammen haben wir das gut hingekriegt.»

Die Wandschalung Mammut 350 hat sich als absoluter Allroun-der erwiesen. So wurden die 3,50 m × 2,50 m grossen Elemente liegend eingesetzt, um zunächst die hohen Treppenläufe und später auch die 2,50 m starken Unterzüge unter dem Dach der grossen Halle zu schalen. Zur Ausrichtung der Schalung wurde die Kletterkonsole KLK 230 an der Wand angebracht.

Die Deckenschalung in rund 28 m Höhe wurde mit der bewähr-ten MevaFlex ausgeführt. Um das gewünschte Muster in Anlehnung an die Abdrücke der grossen Mammut-350-Elemen-te zu erzeugen, wurden entsprechend grosse 3S-Schalungs-platten vorbereitet. Die geforderten hervorragenden Ergebnisse wurden durch die Verwendung neuer Platten gewährleistet, die nach dem ersten Einsatz gedreht wurden. So konnte die saubere, unbenutzte Seite für den nächsten Takt wiederver-wendet werden. Bemerkenswert ist auch hier die Regelmässig-keit in der Ausführung, denn nicht nur das Muster erstreckt sich gleichmässig über die gesamte Decke: Aussparungen für Lampen liegen stets mittig im Abdruck der Schaltafeln.

Bemerkenswerte Präzision

An anderer Stelle sind die präzisen Vorarbeiten in der Planung weniger zu erahnen. Gerade beim Bau der 1 m starken Aussen-wände war jedoch Akribie gefordert, denn Abweichungen der Schalungsstösse waren in einem Toleranzspektrum von nur 1–2 mm erlaubt. Das entspricht etwa einem Viertel der SIA-Norm 414/1 zu Masstoleranzen. Grund dafür ist die Naturstein-fassade, die im Bereich der hohen Fensterfronten und Säulen exakt ausgearbeitet war. Eine grössere Abweichung hätte zur Folge gehabt, dass unter der Fassade die Betonwand hervor-stehen würde. Im Innenbereich galt weiterhin die Vorgabe, einen 3,50 × 2,50 m grossen Rahmenabdruck zu erzielen. Der gesteckte Zeitplan forderte einen raschen Baufortschritt. Mit zwei Schalsätzen der Mammut 350 wurden die 28 m hohen Wände in vier Takten mit je 7 m Höhe geschalt. Um die Scha-lung aufzustellen und exakt auszurichten, kam die Kletterkon-sole KLK 230 zum Einsatz. Verstärkt mit Triplex-Schrägstützen, diente die KLK 230 hier als Gerüst zur Ausrichtung der hohen Versetzeinheiten.

Zuverlässige Partnerschaft

Mit dem Neubau der Erweiterung steht nun in Zürich ein neuer architektonischer Blickfang und herausragender Anlaufpunkt für Kunstkenner. Franz Bütler, Bauführer der Marti AG, äussert sich zufrieden mit dem Projekt: «Das Kunsthaus war eine sehr interessante Baustelle. Dank zuverlässiger Partner wie MEVA haben wir hier wirklich gute Arbeit geleistet.»

Über MEVA Schweiz

Die MEVA Schweiz mit Hauptsitz in Seon und dem Aussen-büro in Echandens in der Westschweiz steht für sichere und effiziente formgebende Lösungen im Betonbau. Unsere innovativen, qualitativ hochwertigen Produkte und umfassenden Dienstleistungen für Bauunternehmen setzen Standards auf dem Schweizer Markt. Diese beschleunigen und vereinfachen den Bauprozess und sorgen für Sicherheit auf der Baustelle.

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