Nächster Halt: Berufslaufbahn
Ein Bewerbungsportfolio und diverse Entscheidungen: BerufseinsteigerInnen stehen vor wichtigen Scheidewegen. Die Umwelt-Alumni laden daher alljährlich die Masterstudierenden der Umweltingenieur-und Umweltnaturwissenschaften der ETH Zürich zu einer Berufseinstiegsveranstaltung ein. Sie soll den Einstieg erleichtern und die brennendsten Fragen beantworten. Das Format hat sich bewährt: Zwei jüngere und zwei ältere Semester referieren zum Thema Berufseinstieg. Entsprechend gut besucht war die Berufseinstiegsveranstaltung der Umwelt-Alumni von Ende 2020.
Nach fünf Jahren Studium sind Studie-rende eingestimmt auf den scheinbar nimmer endenden Semestertrott. Das klaustrophobische Coronajahr hat den Eindruck verstärkt. Nach dem Abschluss blickt aber wohl so mancher bange in die nahe Zukunft des Berufsalltags. Die Berufseinstiegsveranstaltung der Umwelt-Alumni schafft hier Abhilfe. Ehemalige Studierende erläutern an der Veranstaltung ihre ersten Erfahrungen zur Jobsuche und zum Berufseinstieg und erfahrenere Semester berichten aus der Perspektive der Arbeitgeber. Offen und unkompliziert stellen sich die Referierenden vor – ihre Geschichten stehen im Mittelpunkt.
Von Zufall und Planung
Weder das Privatleben noch die profes-sionelle Laufbahn seien planbar, trotz-dem lohne sich der Versuch. So begann Stefan Linder, Leiter Technologie und Innovation der Division Generation International und Erneuerbare Energien der Alpiq AG, sein Kurzreferat. Entschei-dend für den professionellen Erfolg sei der Wille, sich im Beruf zu entfalten. Denn Beruf stamme von Berufung! Als Nächstes stand Jean-Pierre Krause auf dem Programm. In Zürich geboren, studierte er in Zürich Umweltphysik und arbeitet nun bei der Zurich Insurance Group als Global Head of Risk Enginee-ring. Als Umweltabsolventen möge man sich von der Grösse von Versicherungs-firmen abgeschreckt fühlen. Umwelt-themen seien aber auch in der Versiche-rungs-und Bankenbranche gesucht, insbesondere aufgrund des Trends zur nachhaltigen Investition hin. Dies habe in der Wirtschaft eine bedeutende Hebel-wirkung.
Technische Tipps und Tricks waren ebenfalls Inhalt der Referate. Blindbewer-bungen seien gemäss Stefan Linder weniger relevant als gängig porträtiert. Ohne firmeninterne Kontakte verliere sich eine Spontanbewerbung schnell in den Workflows der Human-Resources-Abteilung. Heutzutage gewinnt gemäss Jean-Pierre Krause zudem die Videokon-ferenz in der Bewerbung an Bedeutung. Dies erhöhe die technischen Ansprüche an die Kandidaten, schliesslich gehe es neben dem Interview auch darum, auf Augenhöhe in die Kamera zu schauen und sich wortwörtlich im besten Licht darzustellen.
Kenne deinen künftigen Arbeitgeber wie dich selbst
Beide Arbeitgeber raten, sich vorgängig eingehend mit den Produkten und Dienst-leistungen der beworbenen Firma auseinanderzusetzen. Entscheidend sei, sich im Klaren darüber zu sein, mit welchen Kompetenzen man der Firma einen Mehrwert verleihen wolle. Letztlich sei ein Lebenslauf eine Geschichte, in welche sich der nächste Job nahtlos einbinden soll. Trotzdem seien perfekte Kandidaten selten. Daher sei eine Bewerbung auch dann empfehlenswert, wenn man sich nicht 1:1 in der Ausschrei-bung wiedererkenne. Risikobereitschaft macht sich also bezahlt.
Varinia Sutter von Basler & Hofmann AG und Till Breitenmoser vom Amt für Umwelt St. Gallen präsentierten aus der Sicht frischgebackener Berufseinsteiger. Beide raten, sich nach Studienabschluss mit genügend Zeit, Weitblick und Reflexion dem Thema Berufswahl zu widmen. Die fachlichen Vertiefungen der Abschlüsse seien dabei oftmals von untergeordneter Bedeutung. Alternative Orientierungen seien im Nachhinein gut möglich.
Praktika, Zivildiensteinsätze und Studien-arbeiten bieten laut Varinia Sutter gute Möglichkeiten zur Vernetzung mit Firmen. Auch ehrenamtliches Engagement während des Studiums sei hilfreich, das eigene Profil hervorzuheben. Till Breiten-moser ergänzte, dass zudem die Dienst-leistung des ETH Career Center zur Verfügung stehe. Nicht zuletzt appellierte er ans Publikum, offener über das Thema Lohn zu sprechen.
Outro ohne Apéro
Während die Berufserfahrenen mit Musse ihre bisherige Karriere im Rückspiegel beschrieben, erschienen die Fragen aus dem Publikum geerdeter: Der Wert von Spontanbewerbungen und Abschlussno-ten sowie das Thema der Lohneinstufung standen im Mittelpunkt der Abschluss-diskussionen – diesmal ohne Apéro. Wir wünschen allen Berufseinsteigern aber auf jeden Fall viel Erfolg und freuen uns, ihnen in der Zukunft über den Weg zu laufen! ■