Swiss Tunnel Congress: Herz und Seele der Tunnelbauer
Im kommenden Juni wäre der diesjährige Swiss Tunnel Congress geplant. Der Congress ist abgesagt, das Kolloquium dagegen soll den fachlichen Austausch auf minimaler Ebene ermöglichen. Wir haben uns mit Stefan Maurhofer, Präsident FGU Fachgruppe für Untertagbau, über die aktuelle Situation unterhalten.
«der bauingenieur»: Stefan Maurhofer, Grossveranstaltungen sind derzeit nicht möglich. Was hat dies für einen Einfluss auf die Durchführung des Swiss Tunnel Congress STC, der im Juni im KKL geplant war?
Stefan Maurhofer: Schweren Herzens hat sich der Vorstand der FGU vor einigen Monaten dazu entschieden, den Swiss Tunnel Congress (STC) 2021 aufgrund der aktuellen Situation (Covid-19) und der damit verbundenen Planungsunsi-cherheit abzusagen. Diese Entscheidung ist dem Vorstand nicht leichtgefallen, war aber unumgänglich, da die Planung und Umsetzung des STC einen grossen finanziellen Mitteleinsatz erfordert, der bei einer neuerlichen kurzfristigen Absage nicht zu kompensieren gewesen wäre. Bereits letztes Jahr konnten wir den STC 2020 nur online durchführen. Das hatte für die Teilnehmer aus der Branche den Vorteil, dass sie kostenlos an den Referaten dabei sein konnten. Für den FGU als Verband hatte dies wieder-um den Nachteil, dass wir einen grossen organisatorischen Aufwand hatten und keine Teilnehmergebühren generieren konnten. Dies war nur dank der Zusam-menarbeit mit unseren langjährigen treuen Sponsoren möglich. Nichtsdesto-trotz streben wir weiterhin an, das STC Kolloquium planmässig am 14. Juni 2021, unter Berücksichtigung aller erforderli-chen Sicherheitsmassnahmen, durchzu-führen.
Sie sagen es, das Kolloquium soll trotzdem stattfinden. Wie müssen wir uns das vorstellen, ist dabei die Zahl der Teilnehmer begrenzt? Was sind die entsprechenden Schutzmassnahmen?
Ja, wir wollten – soweit dies möglich ist – am STC Kolloquium festhalten. Dieses ist auf den 14. Juni 2021 angesetzt. Am 1. Juni werden wir abschliessend entscheiden, ob wir die Veranstaltung so durchführen können oder nicht. Wir hoffen, dass das BAG im Laufe des Monats Mai aufzeigen kann, wie es in etwa weitergeht. Je nach Situation und je nach Rahmenbedingungen des KKL als Veranstaltungsort werden wir dann den Entscheid treffen, das Kolloquium wie geplant durchzuführen oder auf den 13. September 2021 zu verschieben. Selbstverständlich werden wir die zu diesem Zeitpunkt geltenden Schutz-massnahmen – etwa Sitzabstände, Maskenpflicht – strikte einhalten und den Anlass nur mit der zu diesem Zeitpunkt möglichen Anzahl von Teilnehmern durchführen.
Welchem Thema widmet sich das STC Kolloquium 2021?
Im diesjährigen Kolloquium wird die Thematik des Tunnelbaus in dicht besie-delten Gebieten umfassend betrachtet. Was bedeuten Grossprojekte für eine Stadt? Luzern ist aktuell von zwei Grossprojekten betroffen. Der Stadtinge-nieur stellt die Herausforderungen für das Gemeinwesen in seinem Beitrag vor. Was hat ein Bauherr speziell zu beachten, wenn er im städtischen Umfeld baut? Anhand des Projekts Einhausung Schwamendingen werden die verschiede-nen Aspekte dargestellt. Welche recht-lichen Randbedingungen müssen alle Stakeholder berücksichtigen? Ein weiterer Vortrag beleuchtet das recht-liche Umfeld für unterirdische Projekte in dichtbesiedelten Gebieten. Viele Heraus-forderungen gibt es aber auch für Bauherren, Planer und Unternehmer. Die Planung, Überwachung und Ausführung von Baustellen im städtischen Raum sind Themen von drei weiteren Vorträgen. Auch die Sichtweise aus grösseren Metropolen, so etwa Paris, ist uns wichtig. Wir sind überzeugt, dass die Auswahl der Referate und die Umsetzung durch unsere qualifizierten Referenten auch die Teilnehmer begeistern wird.
Die Pandemie und die entsprechenden Sicherheitsmassnahmen haben einen grossen Einfluss auf die Durchführung von Anlässen wie der STC. Wird sich die Strategie für künftige Veranstaltun-gen der Fachgruppe Untertagbau unter diesem Gesichtspunkt verändern?
Es gilt grundsätzlich für uns als FGU, als Informationsplattform aktiv zu sein und den Austausch unter den verschiedenen Akteuren der Branche zu leben und zu fördern. So ist der STC 2022 bereits in der Grobplanung. 2023 feiert die Fachgruppe Untertagbau das 50-Jahre-Jubiläum, da wollen wir etwas ganz besonderes machen. Grundsätzlich soll der Swiss Tunnel Congress als Institution erhalten bleiben. Ob sich die Form ein Stück weit verändern wird, zeigt uns die Zukunft. Die Pandemiesituation mit all den Einschränkungen hat zweifellos einen dramatischen Einfluss, auch auf unseren Verband. Bei allen Hilfen und Unterstützungen durch Bund und Kantone sind die Verbände einfach vergessen worden. Die Bedeutung dieser Branchenorganisationen wird oft verkannt. Die unzähligen Stunden an Fronarbeit die unsere Verbandsmitglieder leisten, wenn es darum geht, neue Normen und Regelungen für die Sicher-heit der Bauwerke auszuarbeiten, hätten aus meiner Sicht durchaus mehr Wert-schätzung verdient.
weise im Büro, auf der Baustelle und an der Fachhochschule?
Die Planungen und Bauausführungen funktionieren auch unter erschwerten Bedingungen bestens. Technisch sind auch Online-Vorlesungen und -Projekte durchaus möglich. Ich beurteile den permanenten Online-Austausch zwischen Professoren, Dozenten und den Studie-renden jedoch als durchaus proble-matisch, denke dass dies nur physisch möglich ist. Was ebenfalls völlig verloren geht, ist die Interaktion zwischen den Studenten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Prüfungsresultate mei-ner Studenten im letzten Semester massiv gesunken sind. Das sollte uns zu denken geben. Die menschliche Interak-tion ist in unserer Branche sehr wichtig und wurde immer gepflegt. Eine Online-Vorlesung kann diesen Austausch niemals ersetzen. ■