SIA ernennt neue Ehrenmitglieder
Die SIA-Delegierten verleihen Bauingenieur Hermann Blumer und dem emeritierten EPFL-Professor Eugen Brühwiler die Ehrenmitgliedschaft. Der SIA würdigt damit das langjährige Engagement der beiden Persönlichkeiten für die hohe Ingenieurbaukunst.

Die Wahl erfolgte im Rahmen der Konferenz der Sektionen und Berufsgruppen auf Vorschlag der Findungskommission. Der SIA lobt und würdigt die Verdienste der beiden neuen Ehrenmitglieder für eine hohe Ingenieurbaukunst. Hermann Blumer revolutionierte mit seinen Erfindungen den Holzbau und veränderte damit das architektonische Denken. Der Visionär Eugen Brühwiler setzt sich seit vielen Jahren für den Erhalt des historischen Ingenieurerbes und die Entwicklung neuer Methoden für die Überprüfung und die Ertüchtigung von Tragwerken ein. Die feierliche Überreichung der Ehrenmitgliedschaft findet am 8. Mai in Chur statt.
Pionier des modernen Holzbaus
Hermann Blumer, Sohn des Inhabers eines Holzbauunternehmens, machte zuerst eine Lehre als Zimmermann und studierte später Bauingenieurwesen an der ETH Zürich. Nach dem Studium war er zuerst als wissenschaftlicher Assistent am Holzbaulehrstuhl der Universität Karlsruhe tätig. 1971 übernahm er den väterlichen Holzbaubetrieb und gründete später unter anderem die Ideenschmiede Création Holz AG in Herisau. Blumer hat den Holzbau seit den 1970er-Jahren durch seine Erfindungen (BSB-Verbindungen, Lignatur-Decken und Lignamatik-Robotik) revolutioniert und übersetzte architektonische Visionen in bahnbrechende Freiform-Holzkonstruktionen. Besonders seine CNC-gesteuerten Fertigungsmethoden und seine Expertise in der Holzverbindungstechnik haben neue Möglichkeiten für den nachhaltigen Ingenieurbau geschaffen. Blumer unterstützte namhafte Architektinnen und Architekten wie Peter Zumthor, Daniel Libeskind, Shigeru Ban und Helen & Hard bei der Realisierung vieler wegweisender Holzbauten.
Visionär für nachhaltige Bauwerkserhaltung
Eugen Brühwiler diplomierte an der ETH Zürich und promovierte 1988 an der EPFL. Nach einem Forschungsaufenthalt in den USA arbeitete er 1991 bis 1994 bei der SBB im Bereich Brückenbau. Dort sorgte er für Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit der 1856 gebauten «Gitterlibrücke» bei Koblenz. Brühwiler überzeugte die Deutsche Bahn, die Brücke zu erhalten, statt sie neu zu bauen. Er veröffentlichte mehrere Aufsätze und Buchkapitel zur Bauwerkserhaltung und kreierte den Begriff des «Examineering» (examination + engineering) als integrierten Ansatz, um die Leistungsfähigkeit bestehender Bauwerke zu bewerten und zu verbessern. Ab 1991 war er massgebend an der Erarbeitung der meisten SIA-Ingenieurbau-Erhaltungsnormen beteiligt. Die Norm SIA 269 «Erhaltung von Tragwerken» wurde auch dank ihm zum Exportartikel.
1995 nahm Brühwiler den Ruf als Professor an die EPFL an. In seinem Labor für die Erhaltung und Sicherheit von Tragwerken entwickelte er mit einem internationalen Team den Einsatz des ultra-hochleistungsfähigen, zementgebundenen Faserverbundbaustoffs UHFB für die Bauwerkserhaltung, die ab 2004 in die Schweizer Baupraxis eingeführt wurde. Mit der UHFB-Technologie wurden in der Schweiz bisher mehr als 500 Brücken, Hochbauten und weitere Bauwerke instandgesetzt und verstärkt, darunter der bekannte Chillon-Viadukt der A9. Damit trat die UHFB-Technologie für die Brückenerhaltung eine weltweite Erfolgskarriere an.