Drei Linden und eine Bank für den Münsterhof

Seit der Sanierung und der Neugestaltung des Münsterhofs im Frühjahr 2016 wurde immer wieder der Wunsch nach Grün und Schatten geäussert. Das Tiefbauamt der Stadt Zürich prüfte Varianten. Unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien ergab sich ein Platzstück zwischen Zunfthaus zur Meisen und Leder Locher als geeigneter Standort für eine Gruppe von drei Winterlinden und einer Rundbank.

Nicht erst seit der mehrheitlich positiven Erfahrung mit der Kunstinstallation der Sonnensegel von Claudia Comte auf dem Münsterhof im August 2017 besteht der Wunsch nach mehr Schatten auf dem Platz. Auch die Befragung im Sommer 2017 zur Erhebung der Qualität des aufgewerteten Stadtraums spiegelte dieses Anliegen wider. Daraufhin prüfte das Tiefbauamt diverse Möglichkeiten für Sonnensegel oder Sonnenschirme auf dem Münsterhof. Es zeigte sich, dass der finanzielle und betriebliche Aufwand in Bezug auf Sturmfestigkeit und Bewirtschaftung für eine solche dauerhafte Installation unverhältnismässig sind. Deshalb griff das Tiefbauamt das im ursprünglichen Gestaltungsprojekt enthaltene Thema Bäume wieder auf. Das Tiefbauamt wertete die Rückmeldungen aus einer Informationsveranstaltung im Januar 2019 aus, beobachtete im Sommer 2019 die Nutzungsbedürfnisse während des Klimagartens der Klimajugend und des Kunstprojekts von Heinrich Gartentor und prüfte Begrünungsvarianten. Der Gemeinderat überwies seinerseits ein Postulat (GR Nr. 2019/392) zur Prüfung einer Baumbepflanzung.

Beobachtung der Nutzung
Aus Beobachtungen mit der Zeitraffer-Kamera geht hervor, dass mit steigenden Temperaturen die Aufenthalte auf dem Platz kürzer waren und überwiegend im Schatten stattfanden. Während dies zu erwarten war, fiel zusätzlich auf, dass die Besuchenden nicht nur den Schatten, sondern besonders auch die Nähe zu Pflanzen suchten. Neben dem Schattenwurf von Bäumen wurden auch die Vegetation des Klimagartens sowie die Sitzkonstruktion des Kunstprojekts für den Aufenthalt genutzt, obwohl beides nur beschränkt Schatten bot.

Mobile Bäume nicht geeignet
Mobile Bäume entwickeln kaum eine schattenspendende Krone. Auch sind sie im Unterhalt aufwendig, sie benötigen gute Verankerungen gegen Wind und Sturm und einen Sondertransport zur Verschiebung. Damit ein Baum gut gedeihen kann, braucht er mindestens 36 m3 Wurzelraum, mobile Bäume sind darum nicht nachhaltig. Sie können sich nicht voll entfalten und klimawirksam werden.

Gebot der Stunde
«Die Stadt muss mehr begrünt werden», so Stadtrat Richard Wolff, «eine Begrünung des Münsterhofs ist ein historisches Novum, doch jede Generation passt ihre Umgebung den aktuellen Erfordernissen an, und die Erderwärmung ist eine neue historische Gegebenheit, ebenso die grössere Dichte der Bevölkerung». Aufgrund der Auswertungen des Tiefbauamts und der Empfehlung von Grün Stadt Zürich entschied sich der Tiefbauvorsteher für die Pflanzung dreier Winterlinden, die von einer Sitzbank umrundet werden.

Standortkriterien
Für den richtigen Standort gibt es mehrere Ausschlusskriterien: Werkleitungen im Boden, die Befahrbarkeit für Anlieferungen und Rettungsfahrzeuge, die Nutzung für Anlässe, die Sicht auf das Fraumünster und das Zunfthaus zur Meisen sowie die Beleuchtungsinstallation und die gesamte Platzgestaltung. Auf dem Platz gibt es nur einen Ort von genügender Grösse, der diesen Rahmenbedingungen entspricht und im Sommer den ganzen Tag der Sonne ausgesetzt ist. Es handelt sich um ein Platzstück zwischen Zunfthaus zur Meisen und Leder Locher.

Weiteres Vorgehen
Der Münsterhof liegt in der archäologischen Schutzzone Altstadt. Die ältesten Funde reichen ins Neolithikum zurück (um 4000 v.Chr.). Hauptsächlich liegen bauliche Reste sowie Grabfunde aus römischer Zeit, dem Mittelalter und der Neuzeit vor. Daher werden als nächstes archäologische Untersuchungen durchgeführt. Geplant ist die Pflanzung der drei Winterlinden für Herbst 2020.

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