Neue Plattform vernetzt Architekten und Fachplaner

Vor sieben Jahren hat die Bluenaut Matching Services AG mit Archinaut.ch eine Online-Architektenvermittlung lanciert. Sie führt private Bauherren und Architekten zusammen. Jetzt präsentiert die Firma eine ergänzende Profi-Plattform für Architekten und Planer. Geschäftsführer Thomas Morscher erklärt.

Sie haben 2011 die Online-Architektenvermittlung Archinaut.ch lanciert. Was muss man sich darunter vorstellen?
Thomas Morscher: Archinaut.ch ist eine Online-Plattform, auf der Bauherren einfach und bequem in Kontakt kommen mit Architekturbüros, die zu ihren spezifischen Bauvorhaben passen. Bauherren erfassen dafür auf der Plattform eine Beschreibung ihres Bauvorhabens. Diese wird nach einer Qualitätsprüfung an jene registrierten Architekten verbreitet, die in den betreffenden Segmenten und Regionen tätig sind. Am Vorhaben interessierte Architekten können sich schliesslich direkt beim nachfragenden Bauherrn melden. Dafür bezahlen sie eine Gebühr von 42 Franken. Für Bauherrschaften ist der Service kostenlos.

Wie sind Sie auf den Ansatz gekommen?
Wir entwickelten ursprünglich Matching-Systeme für den Gebrauch in grösseren Unternehmen, die an unterschiedlichen Standorten tätig sind. Die Systeme ermöglichten es, innerhalb von oftmals weitverzweigten Unternehmensstrukturen effizient jenes spezifische Wissen zu finden, das für ein bestimmtes Projekt benötigt wird. Das funktionierte gut – und so überlegten wir uns, in welchen weiteren beruflichen Kontexten solche Systeme die Suche nach spezialisierten Dienstleistungen erleichtern könnten. Da ich von Haus aus Anwalt bin, lag die Idee nahe, in meinem angestammten Metier mit der Umsetzung zu starten. 2006 lancierten wir den Online-Anwalts-Vermittlungsservice Advonaut. Später folgte mit Taxonaut die Vermittlung für Treuhänder und ab 2011 mit Archinaut der Service für Architekten.

Was umfasst Ihre Dienstleistung genau?
Wir konzentrieren uns mit unseren Plattformen auf die gezielte Kontaktvermittlung. Nachfrager, die eine spezifische Dienstleistung wünschen, sollen aufgrund ihrer Projektbeschreibung von Anbietern kontaktiert werden, die möglichst gut zu der erforderlichen Aufgabe passen. Das leisten unsere Plattformen einfach und effizient. Alle weiteren Aspekte, wie beispielsweise Vorgespräche, Offerteingaben oder Vertragsabschlüsse, finden ausserhalb unserer Plattformen statt.

Die Kontaktvermittlung zwischen Bauherren und Architekten läuft seit sieben Jahren. Wie entwickelt sich die Akzeptanz der Architekten?
Sehr positiv. Gegenwärtig sind rund 1200 aktive Architekten bei uns registriert, die je nach hinterlegten Kriterien von uns über neu erfasste Projekte informiert werden. Nebst permanent steigenden Benutzerzahlen verzeichnen wir auch eine sukzessive leicht steigende Anzahl von Rückmeldungen auf erfasste Projekte. Daraus leite ich einerseits ein echtes Bedürfnis auf Bauherrenseite ab, andererseits aber auch eine vorhandene und zunehmende Akzeptanz der Architekten gegenüber dieser Form der Akquise. Dies, obwohl die Architekten – wie übrigens auch die Anwälte – gegen aussen kaum offen darüber reden, dass und wie rege sie über die Plattform akquirieren.

Wie ist das zu erklären?
Sachliche Gründe kann ich hierfür nicht ausmachen. Ich kann mir Vorbehalte nur so erklären, dass man gegen aussen den Eindruck vermeiden möchte, man sei in irgendeiner Weise auf Akquisitionshilfe angewiesen. Aus Gesprächen aber wissen wir, dass unser Service von Architekten durchaus geschätzt wird. Dies nicht zuletzt, weil es für sie dadurch vergleichsweise einfach und günstig ist, in direkten Kontakt mit Bauherren zu gelangen, die effektiv etwas bauen wollen. Demgegenüber sind sich viele Architekten ja die klassische Wettbewerbssituation gewohnt, in der teils enorme Vorleistungen nötig sind, um die Chance auf einen Wettbewerbsgewinn und ein konkretes Projekt zu erhalten.

Und wie rege nutzen Bauherrschaften die Plattform?
Wie gesagt: Die Benutzerzahlen steigen seit der Lancierung stetig. Gegenwärtig werden allein in der Deutschschweiz gut 600 Bauvorhaben pro Jahr erfasst. Ein Architekt, der in einem Deutschschweizer Ballungszentrum tätig ist, kann fast täglich mit einem Newsletter von uns rechnen, in dem er über ein neu erfasstes Projekt informiert wird. Es handelt sich dabei in jedem Fall um einen potenziellen Auftrag, den er sich anschauen und dessen Erfasser er bequem kontaktieren kann, wenn ihn das Projekt interessiert.

Viele private Bauherren bauen einmal im Leben. Wie gewährleisten sie, dass die Projektbeschriebe auf der Plattform die nötigen Informationen beinhalten, damit sich Architekten einigermassen ein Bild machen können?
In einem ansonsten weitgehend automatisierten Prozess setzen wir hier auf menschliche Kontrolle. In der Eingabemaske wird der Erfasser zwar aufgefordert, verschiedene Eckwerte zu seinem Vorhaben einzugeben und ein Freitextfeld für ergänzende Informationen zu nutzen. Trotzdem wird bei uns jeder Beschrieb kontrolliert, bevor er unter den Architekten der jeweiligen Kategorien verbreitet wird. Stellen wir fest, dass ein Vorhaben nur mangelhaft beschrieben ist, fordern wir den Erfasser auf, seine Beschreibung zu ergänzen. Denn je genauere Informationen zu einem Projekt vorliegen, desto qualifiziertere Rückmeldungen werden Architekturbüros geben können, die sich angesprochen fühlen.

Wer erfasst heute Projekte auf Archinaut?
Es sind schwergewichtig private Bauherren, die auf der Plattform Bauvorhaben in der Regel für den Eigengebrauch erfassen. Wir sehen auch vereinzelt institutionelle Bauherren, die etwas grössere oder komplexere Projekte erfassen. In einem Verhältnis von schätzungsweise 90 zu 10 überwiegt der Anteil von privaten Bauherren aber deutlich. Selbstverständlich versuchen wir, vermehrt auch weitere Institutionelle von unserem Service zu überzeugen. Für die registrierten Architekten wäre es natürlich interessant, sich über die Plattform auch auf grössere Projekte melden zu können.

Nun lancieren Sie eine weitere Vermittlungsplattform, die Archinaut.ch ergänzt. Worum geht es dabei?
In den sieben Jahren, in denen Archinaut.ch mittlerweile im Einsatz steht, haben wir vonseiten der Architekten immer wieder gehört, dass es ideal wäre, wenn nicht nur Bauherren, sondern auch Architekten selbst die Plattform nutzen könnten. Dies in verschiedenen Situationen und Phasen ihres Architekten-Alltags: Etwa, um ein geeignetes Architekturbüro zu finden, mit dem man eine Arbeitsgemeinschaft für ein bestimmtes Projekt eingehen könnte; oder im Sinne einer klassischen Jobbörse, um feste, befristete oder freischaffende Mitarbeitende für spezifische Projekte nachzufragen; aber auch, um geeignete Fachplaner zu finden für ein spezifisches Projekt, das ein Büro vielleicht sogar über Archinaut.ch akquirieren konnte. Aus Gesprächen mit Architekten wissen wir, dass eine solche brancheninterne Vermittlung geschätzt würde. Mit unserer neuen Plattform «Archinaut Pro» bieten wir sie registrierten Architektur- und Planerbüros nun an.

Welchen Mehrwert bietet die neue Plattform den Architekten?
Mit unserem mittlerweile gut erprobten und vielfach weiterentwickelten Matching-System können wir einen effizienten und vor allem sehr spezifischen Vermittlungs-Service gewährleisten. In einem Berufsfeld, das von ganz unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern und insgesamt von einer stark zunehmenden Komplexität geprägt ist, ist das ein Plus. Hinzu kommt, dass der Vermittlungs-Service über die neue «B2B»-Plattform für Architekten und Planer eine etwas höhere Nachhaltigkeit bedeuten kann, als dies auf der konventionellen Archinaut-Plattform gegeben ist. Während dort vorwiegend private Bauherren ausschreiben, die in vielen Fällen nur einmal bauen, können sich aus den «B2B»-Kontakten zu anderen Architekten und Planern wiederkehrende Zusammenarbeiten ergeben.

Verändert sich dadurch das herkömmliche Archinaut.ch-Angebot?
Nein, Archinaut.ch wird zwar leicht optimiert, aber grundsätzlich unverändert weitergeführt wie bisher. Bei der neuen «B2B»-Plattform handelt es sich um eine davon getrennte technische Plattform. Die gut 1200 Architekten, die bei Archinaut registriert sind, erhalten automatisch ein neues Konto, über welches sie auf die neue Plattform zugreifen können. Alle weiteren interessierten Architektur- und Planerbüros können sich direkt auf der Plattform registrieren

Sie haben Archinaut auch in Deutschland und Österreich lanciert. Mit welchem Erfolg?
Das Potenzial in Deutschland und Österreich ist auf den ersten Blick natürlich sehr gross. Ein entscheidender und für uns erschwerender Unterschied zur Schweiz ist aber, dass in den zwei Nachbarländern nur Architekten tätig werden dürfen, die in der jeweiligen regionalen Berufskammer registriert sind. Das Potenzial für unsere Plattform, die im Prinzip darauf aufbaut, aus einem grossen Pool von Anbietern jene zu vermitteln, die zum spezifischen Projekt passen, wird dadurch eingeschränkt. Erschwerend kommt hinzu, dass in Deutschland ausgeprägt und in Österreich immerhin spürbar ein Verhältnis zwischen Bauherren und Architekten herrscht, das von einem gewissen Misstrauen und einer gewissen Dumping-Mentalität geprägt ist. Bauherrschaften verlangen ungeniert und laufend mehr kostenlose Vorleistungen, bevor sie sich zu einer definitiven Zusammenarbeit entscheiden. Das geht bis hin zu kostenlosen Vorprojekten, die in Projektbeschreibungen auf unseren Plattformen in Deutschland und Österreich verlangt werden. Deutsche und österreichische Architekten reagieren verständlicherweise wenig erfreut auf die Tendenz. Und werfen uns teilweise vor, wir würden die Entwicklung befeuern, indem wir erfasste Projekte mit entsprechenden Forderungen verbreiten. Ich bin jedoch klar der Meinung, dass es sich hierbei um Realitäten in diesen Märkten handelt, die sich unabhängig von unserer Plattform entwickeln.

Mit Kooperationen zum Erfolg
«Archinaut Pro» ist der neue neue Online Matching-Service für Architekten und Fachplaner.
Mit Archinaut Pro finden Sie
• als Architekturbüro Ihre Partner, Fachplaner und Mitarbeiter
• als Fachplaner Ihre neuen Projekte
• als Architektin und Architekt Ihren neuen Job

Anmeldung unter:
archinaut-pro.ch/anmeldung

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