Solarziegel für die Altstädte
Dank Photovoltaik-Dachziegeln liess sich in der geschützen Altstadt von Liestal das Dach eines historischen Gebäudes so modernisieren, dass die Ansprüche an den Schutz erhaltenswerter Ortsbilder und die Ästhetik ebenso erfüllt werden wie der Wunsch nach erneuerbarer Stromproduktion.
Die Stadt Liestal mit ihren knapp 14000 Einwohnern ist bekannt für ihr gut erhaltenes historisches Zentrum, das im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung (ISOS) eingetragen ist. Entsprechend hoch sind die Ansprüche, wenn ein Gebäude in der Altstadt modernisiert werden soll. Dies galt auch für die Sanierung des «Stabhofs», eines Objekts mit verschiedenen Nutzungen im Herzen der Stadt. In den vergangenen Jahren wurde es erneuert und beherbergt heute eine Coop-Filiale, Gewerberäume und 20 Mietwohnungen.
Strenge Anforderungen
Ein Schwerpunkt bei der 2022 erfolgten Erneuerung lag auf einer möglichst umweltschonenden Energieversorgung. Dazu planten die Projektverantwortlichen auf dem Dach des Gebäudes eine Photovoltaikanlage, um selbst Strom zu erzeugen. Die Herausforderung dabei: Eine Solaranlage muss den Anforderungen des Raumplanungsgesetzes und des Ortbildschutzes genügen. Im Fall der Altstadt von Liestal bedeutete dies, dass eine Solaranlage nur wenig reflektieren, nicht über das Dach hinausragen und von der Strasse aus nicht sichtbar sein darf.
Mit Solarziegeln aus Schweizer Produktion liess sich die passende Lösung finden. Bei diesen Ziegeln wird ein kleines Solarmodul auf einen Tondachziegel montiert. Die Farbe des Ziegels kann dabei frei gewählt werden. Jeweils vier solcher Ziegel mit Modul werden zu einem Element zusammengefasst und mit den erforderlichen elektrotechnischen Komponenten versehen. Die Elemente können vom Dachdecker problemlos verlegt werden.
Unauffällige Ästhetik
Dank der unauffälligen Ästhetik der Solarziegel fügt sich das erneuerte Dach des Stabhofs harmonisch in die historische Altstadt ein. Die Lösung zeigt, wie sich auf ersten Blick unvereinbare Ansprüche verbinden lassen. Das ISOS bezeichnet die wertvollsten, landesweit bedeutenden Ortsbilder und dokumentiert sie. Das Inventar erlaubt, Geschichte und Identität der Ortsbilder zu verstehen und ist somit eine bedeutende Grundlage zur qualitativen Siedlungsentwicklung.
Netto-Null-Ziel erreichen
Die Schweizer Ziegelindustrie forscht intensiv daran, Tonbaustoffe ökologischer herzustellen. So sollen besonders die CO2-Emissionen bei der Produktion mit verschiedenen Ansätzen reduziert werden. Bis dato entstehen während des Brennens von Tonbaustoffen CO2-Emissionen. Die Schweizer Ziegeleien haben diese seit 1990 bereits um 30 Prozent reduziert und arbeiten intensiv daran, sie weiter zu senken. Orientierung bieten beispielsweise die Leitlinien der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW). Bis Sommer 2025 erstellen die Mitgliederfirmen von Ziegelindustrie
Schweiz Dekarbonisierungsfahrpläne nach den Massstäben des neuen Klimaschutzgesetzes. Diese werden zeigen, wie die Unternehmen bis 2050 das Netto-Null-Ziel erreichen.
Ansätze sind unter anderem eine verbesserte Rohstoffverwendung, eine fossilfreie Logistik und der Bau von Photovoltaikanlagen zur Eigenstromproduktion. Geprüft werden überdies alternative Brennstoffe und Brenntechniken sowie die Verwendung neuartiger Technologien wie CCU (Carbon Capture and Utilization) und CCS (Carbon Capture and Storage).