«Fairness hat höchste Priorität»
Im Oktober werden zum achten Mal die Real Estate Awards verliehen. Miran Mislovic, Geschäftsführer der veranstaltenden Immoinfo24 Invest AG, erzählt, wie es dazu kam. Und was er damit bezweckt.
«intelligent bauen»: Bis zur diesjährigen Verleihung der Real Estate Awards am 22. Oktober dauert es noch ein paar Wochen. Ab wann geht bei Ihnen der Puls hoch?
Miran Mislovic: Wir befinden uns in der achten Durchführung des Awards – und da ist natürlich einiges Routine geworden. Tatsächlich befinden wir uns aber jetzt in dem Moment, an dem bei uns der Betrieb so richtig anläuft. Bis Mitte Juli gingen die Bewerbungen ein. Daraufhin nahm unsere Jury die Vornomination von jeweils drei Beiträgen pro Wettbewerbskategorie vor. Diese nominierten Beiträge stellen sich nun dem Publikumsvoting, das von Anfang September bis zum 15. Oktober läuft.
Wie viele Eingaben konnten Sie dieses Jahr verzeichnen?
Dieses Jahr hatten wir je nach Kategorie zwischen sechs und acht Bewerbungen. Wir liegen damit knapp im Schnitt der letzten Jahre. Entsprechend hätten es gerne etwas mehr sein können.
Werden die Beiträge für den Wettbewerb jeweils frühzeitig eingereicht – oder eher auf den letzten Drücker?
Es ist ein häufiges Phänomen bei Awards, dass Eingaben mehrheitlich im letzten Moment erfolgen. So ist es auch beim Real Estate Award. Es ist manchmal eine regelrechte Nervenprobe, wenn bis kurz vor Eingabeschluss erst ganz wenige Bewerbungen vorliegen. Dann gilt es, zuversichtlich zu bleiben sowie vielleicht da und dort einen Reminder zu platzieren. Am Schluss kommt es erfahrungsgemäss gut.
Es laufen die Vorarbeiten für die achte Durchführung. Welche Ziele stecken Sie sich?
Nach mittlerweile sieben Verleihungen können wir auf eine sehr erfreuliche Entwicklung zurückblicken: Insgesamt haben rund 2500 Menschen die bisherigen Verleihungen besucht, die Qualität der Veranstaltung, der Jury und der Beiträge war dabei von Anfang an hoch – und ist sukzessive weiter gestiegen. Wir wollen diese Entwicklung mit der achten Durchführung weiterführen und damit auch neue Unternehmen anziehen, die bislang nicht an Wettbewerb und Verleihung teilgenommen haben.
Wie schätzen Sie denn das Potenzial ein, das Sie noch erschliessen können?
In der Schweiz gibt es ungefähr 2500 bis 3000 Firmen, die von ihren Tätigkeitsbereichen her für einen Real Estate Award infrage kommen. Führt man sich nun vor Augen, dass jährlich jeweils rund 30 Eingaben erfolgen, also ungefähr acht pro Kategorie, dann wird völlig klar, dass noch ein sehr grosses Potenzial vorhanden ist. Dieses versuchen wir Schritt für Schritt zu erschliessen, indem wir weiterhin einen hochwertigen Wettbewerb und eine ebenso hochwertige Verleihung durchführen, über die in den letzten Jahren laufend intensiver berichtet wurde.
Nachdem die Verleihung in den letzten Jahren im Hotel Mövenpick in Regensdorf stattfand, ziehen Sie nun in den AURAEventsaal in Zürich um. Was kann man von der Veranstaltung dort erwarten?
Mit der neuen Lokalität, welche die Jury angeregt hat, nutzen wir die Gelegenheit, die Veranstaltung da und dort ein wenig anzupassen und zu entstauben: Der AURA-Eventsaal bietet uns technisch optimale Voraussetzungen dafür, beispielsweise mit insgesamt acht Beamern, die Projektionen auf 360 Grad ermöglichen. Nachdem die bisherige Bestuhlung an grossen Rundtischen das beliebte Networking vor und nach der Award-Verleihung eher etwas hemmte, setzen wir zudem neu auf eine Konzertbestuhlung. Gemeinsam mit dem Foyer und der ebenfalls reservierten Bar und Smokers Lounge sorgen wir für einen einfacheren und flexibleren Austausch unter den Besuchern. Dass wir mit Stéphanie Berger dieses Jahr nicht nur eine kompetente Moderatorin, sondern auch ein komödiantisches Talent für den Anlass verpflichten konnten, trägt zur Weiterentwicklung – und vielleicht auch ein bisschen zur Auflockerung – unserer Veranstaltung bei.
Beim Wettbewerb selbst fällt auf, dass dieses Jahr nebst den altbewährten Kategorien «Projektentwicklung», «Vermarktung » und «Bewirtschaftung» neu ein Award in der Kategorie «PropTech» verliehen wird. Weshalb diese neue Kategorie?
Unsere Jury hat angeregt, eine neue Kategorie zu schaffen, die neuen und jungen Firmen eine Plattform bietet, die sich innovativ mit Technologien befassen, welche die Immobilienund Baubranche künftig noch viel stärker prägen werden, als sie es heute bereits tun. Aus dieser Überlegung heraus ist die Kategorie «PropTech» entstanden, für die wir mit Mario Facchinetti zugleich auch einen kompetenten Vertreter in die Jury integrieren konnten. Die neue Kategorie «PropTech» ersetzt die bisherige Kategorie «Immobilieninvestment des Jahres». Mit der reinen Orientierung an der Börsenperformance eines Investments war uns diese Bewertung qualitativ nicht mehr aussagekräftig genug.
Für die neue Kategorie «PropTech» gelten die Teilnahmebedingungen, dass es sich bei den eingebenden Firmen um Schweizer Firmen handeln muss, die nicht älter als fünf Jahre sind. Weshalb diese Einschränkungen?
Wie gesagt, soll sich die neue Kategorie betont an junge, innovative Firmen und Start-ups richten. Mit den Teilnahmebedingungen gewährleisten wir, dass diese «Newcomer» nicht gegen Firmen antreten müssen, die bereits seit Jahrzehnten in einem Gebiet tätig sind. Es ist aber völlig klar, dass sich die neue Kategorie und die entsprechenden Teilnahmebedingungen in der Praxis noch bewähren müssen.
Weshalb sind nur Schweizer Unternehmen zugelassen? Gerade der Tech-Bereich ist doch sehr international ausgerichtet.
Das ist richtig. Der Real Estate Award ist jedoch ein Award, der sich grundsätzlich an den Schweizer Markt und an Schweizer Unternehmungen richtet. In den klassischen Kategorien liegt das nur schon deshalb nahe, weil regulatorische Vorgaben Aktivitäten von ausländischen Unternehmen in der Schweiz nahezu unterbinden. Ich könnte mir aber vorstellen, dass gerade «PropTech» unsere erste Kategorie wird, bei der es sich anbieten könnte, auch über die Grenzen hinaus zu blicken.
Entscheidend für die Vergabe der Awards sind die Stimmen, welche die vornominierten Beiträge in einem Online-Publikumsvoting erhalten. Wie gewährleisten Sie eine faire Wahl?
Dem Aspekt einer fairen und neutralen Preisvergabe haben wir beim Real Estate Award von Anfang an höchste Priorität eingeräumt. Das sowohl für den Nominationsprozess durch die Jury als natürlich auch für das Publikumsvoting. Auf Ebene der Jury geben wir vor, dass Firmen von Jurymitgliedern nicht am Award teilnehmen können und dass Juroren bei Bewertungen in Ausstand treten, die Eingaben von Unternehmungen betreffen, mit denen Sie beispielsweise über ein VR-Mandat verbunden sind. Und auf Ebene des Publikumsvotings haben wir uns zugunsten der Fairness für ein sehr restriktives Verfahren entschieden.
Was heisst das?
Das bedeutet beispielsweise, dass jede Person, die beim Publikumsvoting mitstimmen möchte, sich vorgängig registrieren muss. Dies mit einer Mail-Adresse, die einer Firma zugeordnet ist. Private Mail-Adressen sind nicht zugelassen, wodurch wir Mehrfachvotings unterbinden. Weiter wird das Voting der registrierten Person nur dann registriert, wenn sie ihre Stimme in jeder Kategorie abgegeben hat. Und: Nimmt eine Unternehmung mit einem Beitrag am Wettbewerb teil, können maximal fünf Personen mit einer Mail-Adresse derselben Firma für den eigenen Beitrag voten. Damit gewährleisten wir, dass grosse Unternehmungen kleineren Firmen nicht automatisch überlegen sind. Es kam in den vergangenen Jahren immer wieder vor, dass sich interessante Beiträge von kleinen Firmen gegenüber grossen Unternehmungen durchgesetzt haben. Das bestätigt uns in der Auslegung unserer Voting-Regeln.
Wie viel Resonanz löst das Voting jeweils aus bzw. welchen Nutzen hat eine Bewerbung am Real Estate Award?
Im Schnitt der letzten paar Jahre zählten wir jeweils zwischen 1200 und 1400 registrierte Votings, die über unsere Plattformen realestateaward. ch und immoinfo24.ch erfasst wurden. Auffällig ist darüber hinaus, dass während der Dauer des Publikumsvotings die Besucherzahlen auf den Plattformen mit zwischen 20 000 und 30 000 Besuchern markant höher ist. Die Beachtung der Bewerbungen und deren Unterlagen ist demnach gross und trägt zu Renommee und höherem Bekanntheitsgrad einer Unternehmung bei, selbst wenn es nicht zu einem Sieg reicht. Dazu trägt auch der Video-Trailer bei, der von jedem nominierten Unternehmen im Vorfeld aufgenommen und dem Publikum an der Award-Verleihung gezeigt wird. Die Unterlagen sowie die Videos bleiben nach der Verleihung auf realestateaward.ch aufgeschaltet und können weiterhin eingesehen werden.
Sie könnten demnach mehr Stimmen generieren, würde das Voting keine Registrierung erfordern?
Ja, sehr viel mehr sogar. Aber wie repräsentativ und qualitativ aussagekräftig wäre das Ergebnis eines reinen Klick-Verfahrens? Wir haben beim Voting von Anfang an auf Qualität vor Quantität gesetzt. Und wir wollen nicht davon abweichen.
Jährlich verleiht die Jury auch einen Award an die «Immobilien Persönlichkeit des Jahres». Weshalb wird dieser nicht durch das Publikumsvoting, sondern als reiner Jurypreis durchgeführt?
Ich bin überzeugt davon, dass die Jurywahl für die Persönlichkeit des Jahres die richtige Variante ist. Denn unsere Jury verfügt genau über das fachliche Know-how sowie über die erforderlichen Marktkenntnisse und -erfahrungen, um eine solche Wahl kompetent fällen zu können. Das wird nicht zuletzt dadurch unterstrichen, dass wir bislang zwei gekürte «Immobilien Persönlichkeiten des Jahres» für eine Tätigkeit in unserer Jury gewinnen konnten.
Sagen Sie, was hat Sie eigentlich dazu bewogen, 2011 den Real Estate Award zu lancieren?
Die Leitidee der Immoinfo 24 Invest AG war es seit jeher, die zwei unterschiedlichen Lager – auf der einen Seite der Bau mit den Architekten, Ingenieuren, Technikern und Zulieferern, auf der anderen Seite die Immobranche mit den Investoren, den Entwicklern, Vermarktern und Bewirtschaftern – näher zusammenzubringen. Ich habe meine ganze berufliche Karriere in der Bau- und Immobilienbranche verbracht und kann aus dieser Erfahrung sagen: Die meisten Probleme, die mir dabei begegnet sind, liessen sich auf mangelhafte und zu späte Kommunikation zurückführen und hätten sich verhindern oder verkleinern lassen, wenn frühzeitig die richtigen Menschen miteinander gesprochen hätten. Wenn ein Planer im Vorfeld mit einem Bewirtschafter oder Vermarkter redet, entstehen später weniger Probleme und kleinere Kosten für den Investor. Dazu wollte ich einen Beitrag leisten.
Und dann?
In den ersten zwei Jahren veranstalteten wir hierzu sogenannte Immo-Events, bei denen wir auf der Bühne zukünftige Projekte vorstellten. Aus all diesen Projekten und aus all den Menschen, die sich aus der Bau- sowie der Immo-Branche zu diesen Veranstaltungen einfanden, entstand schliesslich die Idee, einen Award zu lancieren, bei dem Teilnehmer aus beiden Lagern Preise gewinnen können. Am Anfang rieten mir einige davon ab. «Wer braucht denn noch einen weiteren Award?», hiess es oft. Das motivierte mich aber nur zusätzlich.
Aus dieser Erfahrung heraus: Was braucht es, um in der Schweiz einen neuen Award erfolgreich etablieren zu können?
Es braucht einen Traum, ein gutes Netzwerk, das einem vertraut, sowie sehr viel Sturheit und Durchhaltevermögen (lacht). Ich habe das Glück, von allem etwas mehr zu haben.
Was muss die Verleihung erfüllen, dass Sie mit der diesjährigen Veranstaltung zufrieden sind?
Wir konnten für die diesjährige Durchführung erstmals grosse Organisationen und Branchenverbände dafür gewinnen, dass Sie den Award unterstützen, indem sie ihn ihren Mitgliedern zur Teilnahme empfehlen sowie die Verleihung über ihre Kanäle bewerben. Das ist für uns eine grossartige Bestätigung unserer bisherigen Arbeit. Entsprechend engagieren wir uns dafür – und sind erst dann zufrieden – wenn wir diese positive Entwicklung konsequent weiterführen können. Abgesehen davon ist ja das Schönste an der Veranstaltung, dass ausser der Jury und mir im Vorfeld niemand weiss, welche Sieger der Abend hervorbringt. Es herrscht deshalb jeweils eine Atmosphäre voller positiver Spannung, auf die ich mich auch dieses Jahr sehr freue.