Die Branche muss bestimmter auftreten

Seit über 100 Jahren ist die Thurgauer Ernst Fischer AG als Stahl- und Metallbauunternehmen im Markt aktiv.

Diana Gutjahr und Ehemann Severin Gutjahr-Preisig, Ernst Fischer AG

«intelligent bauen»: Im Eingangsbereich des Verwaltungsgebäudes Ihres Unternehmens ist mir ein Flyer ins Auge gestochen. «Ein wichtiges Gebot im Markt: Unterscheide dich!» stand darauf. Worin unterscheidet sich die Ernst Fischer AG von ihren Mitbewerbern?
Diana Gutjahr: Speziell an der Ernst Fischer AG ist sicher, dass sie ein Familienbetrieb ist, der auch wirklich von der Besitzerfamilie geführt wird. Als Familienbetrieb steht für uns nicht die Gewinnmaximierung im Zentrum, sondern die wirtschaftliche, gesellschaftliche und auch soziale Gesamtverantwortung des Unternehmens. Diese nehmen wir wahr, indem wir eigenständig, selbstbestimmt und selbstverantwortlich handeln. Wir müssen niemandem Reportings abliefern oder uns bei Dritten für Investitionen rechtfertigen. Das macht uns stark. Severin Gutjahr-Preisig: Aus dieser starken Position heraus wagen wir uns teilweise auch an Projekte, von denen andere die Finger lassen. Ich denke hier an aussergewöhnliche Steganlagen oder Werftumbauten, die wir für unsere Kunden mitentwickeln und schliesslich realisieren durften. Auch bei unseren Tankstellenlösungen mitsamt Shopgebäuden, die wir gemeinsam mit Partnerfirmen vollständig und gewerkeübergreifend hier im Werk vorproduzieren und dann auf dem Bauplatz montieren, konnte sich zu Beginn niemand recht vorstellen, dass es funktioniert. Wir hatten den Mut und die Ideen, es zu probieren. Und es hat sich gelohnt.

Wie ist die Idee für diese Tankstellenlösungen entstanden?
Diana Gutjahr: Mein Vater hat vor Jahren schon mit dem Bau von Tankstellenanlagen begonnen. Der Geschäftszweig entwickelte sich weiter und es entstand ein sukzessiv grösseres Netzwerk in diesem Bereich. Mittlerweile ist es uns gelungen, mit Tankstellen, Shopgebäuden, Autowaschanlagen und auch Autogaragen eine Kernkompetenz rund ums Auto aufzubauen.

Welchen Umsatzanteil realisieren Sie heute mit solchen Auto Projekten?
Severin Gutjahr-Preisig: Wir machen heute rund 50 Prozent des Umsatzes mit Tankstellen- und Waschanlagen-Projekten. Weitere rund 40 Prozent realisieren wir mit Industriebauten in allen Massstäben. Und 10 Prozent kommen über Spezialkonstruktionen in ganz unterschiedlichen Bereichen hinzu.

Sind im Fall der Tankstellen jeweils direkt die Öl Handelskonzerne Ihre Kunden?
Severin Gutjahr-Preisig: Richtig. Und da ist es jeweils ganz interessant zu beobachten, wer in welchen Regionen stärker investiert. Der Treibstoffmarkt ist natürlich enorm umkämpft. Aus baulicher Sicht ist für uns interessant, dass Tankstellen heute kaum mehr auf der grünen Wiese, sondern oftmals auf irgendwo vorhandenen Restgrundstücken gebaut werden. Das erfordert speziellere und spannendere Lösungen. Diana Gutjahr: Diese zunehmende Komplexität kommt uns entgegen. Denn so erhalten wir jeweils die Gelegenheit, uns bei der Kundschaft mit cleveren Lösungen anzubieten. Wenn man in komplexen Situationen gemeinsam mit dem Kunden gute Lösungen erarbeiten kann, führt dies zu deutlich stärkeren Kundenbeziehungen. Als Unternehmen, das von der Planung über die Produktion bis zur Montage vor Ort alles aus einer Hand anbietet, können wir unsere Vorteile in solchen Situationen ideal ausspielen.

War für Sie immer klar, dass Sie in den Familienbetrieb einsteigen wollen?
Diana Gutjahr: Ich bin ein Einzelkind. Als solches war ich immer und überall dabei – und habe die volle Ladung Unternehmertum mit auf den Weg bekommen. Ich sagte schon als Kind, dass ich den Betrieb später weiterführen möchte, war mir damals aber natürlich nicht im Klaren darüber, was das bedeutet. Ich machte später die Lehre im Betrieb und zog dann los, um Erfahrungen in externen Unternehmen zu sammeln. Als sich mein Vater Gedanken über die Zukunft des Unternehmens zu machen begann und erste Verkaufsgespräche führte, bekräftigte ich meine alte Aussage: Ich möchte den Betrieb weiterführen. Nun bin ich seit zehn und mein Ehemann seit acht Jahren im Betrieb. Seither läuft der Generationenwechsel in einem stetigen Prozess ab. Es ist für uns ein grosser Glücksfall, können wir hier über einen so grossen Zeitraum hinweg von meinem Vater lernen und so immer tiefer in unsere Führungsfunktionen hineinwachsen.

efag.ch

Weitere Beiträge zum Thema

JETZT ANMELDEN
fachbau.ch Newsletter
fachbau.ch bietet Ihnen wertvolle Einblicke, aktuelle Trends und exklusive Informationen aus der Bau- und Immobilienbranche, um Sie stets auf dem neuesten Stand und gut informiert zu halten.
ANMELDEN
Sie können sich jederzeit abmelden!
close-link