Ein Gebäude muss atmen
Die Komfortlüftung ist in Bezug auf den Wohnkomfort, den Energieverbrauch und die Hygiene ein wichtiger Bestandteil jedes Gebäudes.
So definiert die SIA-Norm 382/1, dass eine arbeitende Person in einer Wohnung 30m3 Luft pro Stunde verbraucht. Im Schlaf ist es rund die Hälfte davon. Im Sommer ist eine starke Lüftung weniger problematisch. Während der Heizperiode jedoch ist sie nicht nur eine Energieverschwendung, sondern wird während der grossen Kälteperioden die Raumluft unangenehm austrocknen und kann einen unangenehmen Durchzug verursachen.
Regelmässiger Luftaustausch
Die Luft in einem Gebäude muss regelmässig ausgetauscht werden, und zwar weniger, um den von den Bewohnern verbrauchten Sauerstoff zu ersetzen, sondern um die Schadstoffe aus den Innenräumen zu entfernen. Das sind vor allem von den Bewohnern abgesondertes Kohlendioxid und Feuchtigkeit, Küchendämpfe, Staub oder Dämpfe synthetischer Substanzen, die aus Farben, Möbeln und Putzmitteln entweichen. In einzelnen Regionen der Schweiz ist gründliches Lüften auch nötig, um Radon aus den Räumen zu entfernen. Radon ist ein natürliches radioaktives Edelgas, das aus dem Boden austritt. Es dringt durch undichte Stellen in die Keller ein und wird durch den sogenannten «Kamineffekt» in die oberen Stockwerke der Gebäude transportiert. In geschlossenen und ungenügend gelüfteten Räumen kann sich Radon für uns unbemerkt anreichern, denn es ist unsichtbar, geruchsund geschmacklos. Radon gelangt mit der Atemluft in die Lunge und kann bei langer Belastung Lungenkrebs verursachen.
Lüftung in optimal gedämmten Räumen
Moderne Gebäude und Gebäude, die einer energetischen Sanierung unterzogen worden sind, haben eine gute Wärmedämmung und sind deshalb sehr luftdicht. Um sie zu lüften, muss die Luft durch spezielle Eintrittsöffnungen hereingelassen werden sowie durch Sauglüfter wieder hinausbefördert werden. Hat eine Wohnung mehrere Räume, so lüftet man sie am effizientesten, indem man die frische Luft erst in die Räume des Wohnbereichs eintreten lässt (Wohnzimmer, Schlafzimmer), wo die Luft in der Regel weniger stark verbraucht ist, und sie anschliessend aus den Räumen mit der am stärksten verbrauchten Luft aus dem Gebäude austreten lässt (Küche, Badezimmer, WC). Grundsätzlich werden zwei unterschiedliche Lüftungssysteme unterschieden:
Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung
Dieses kontrollierte Belüftungssystem besteht aus zwei Luftkanälen: ein erster für die Zuluft, ein zweiter für die Abluft. Diese zwei Kanäle berühren sich in einem Wärmetauscher, damit die einströmende kalte Aussenluft sich an der warmen Abluft, die nach draussen geführt wird, erwärmt. In der Regel werden Komfortlüftungen mit Wärmerückgewinnung in Neubauten mit niedrigem Energieverbrauch – etwa Minergie-Bauten – installiert.
Einfache Komfortlüftung
Dieses System besteht aus einem einzigen Lüftungskanal für die Luftableitung. Die frische Luft wird durch hygrostatisch geregelte Lüftungsschlitze in den Fensterrahmen oder in den Aussenwänden in die Schlaf- und Wohnzimmer geleitet: Diese Anlage funktioniert ohne Strom und erkennt die durch die Bewohner anfallende Feuchtigkeitsmenge – und öffnet sich, um frische Luft eintreten zu lassen. Sie schliesst sich automatisch wieder, wenn sich die Luftfeuchtigkeit durch das Belüften der Räume verringert hat. In einem Gebäude, das aus mehreren Wohnungen oder einem Bürogebäude besteht, kann die Wärme der Abluft mit einer «Luft-Wasser»-Wärmepumpe zurückgewonnen und für die Produktion von warmem Brauchwasser genutzt werden. Aus hygienischen Gründen muss diese Art von Lüftungsanlage besonders sorgfältig installiert und regelmässig gewartet werden.