Schwungvolle Gebäudefassade
Die Zürcher Innenstadt gilt seit Jahrzehnten als renommierter Geschäftsstandort. Das Gebäudeensemble an der Brandschenkestrasse 24/30 aus den 1960er- und 1980er-Jahren wurde nun durch die AXA Winterthur nach einem Entwurf des Zürcher Büros Romero & Schaefle Architekten (heute Romero Schaefle Partner) umfassend saniert – unter Einhaltung strenger energetischer Standards wie Minergie.
Entstanden sind moderne, maximal flexible Büroflächen in Neubauqualität. Ein besonderes Glanzstück und zugleich einen Meilenstein der Gebäudetechnologie stellt die Fassadenkonstruktion dar: Es handelt sich um die erste gebogene Closed Cavity Fassade (CCF).
Fliessende Übergänge
Durch seine U-förmige Gestalt nimmt das Gebäude an der Brandschenkestrasse 24 eine besondere Rolle in dem umgebenden Blockrandquartier aus dem 19. Jahrhundert ein. Der Kopfbau schliesst die angrenzenden Randbebauungen der Brandschenkestrasse und der Gerechtigkeitsgasse ab. Ein Versatz in der Fassade nimmt den Massstab der benachbarten, kleineren Bürgerhäuser auf und bildet so einen Übergang zu den Gebäuden an der Gerechtigkeitsgasse. Die orthogonale Gebäudeecke an der Brandschenkestrasse wird durch eine Staffelung optisch eingebunden und zu dem zurückgesetzten Bürogebäude aus den 1950er-Jahren in Bezug gesetzt. Die strassenseitig gelegenen Fassaden sind bündig konstruiert und unterstützen den städtischen Charakter des Ortes. Am Haus Nummer 24 erinnern die horizontalen Bänder der Glasfassade mit ihren prägnanten fliessenden Linien und ihrer vertikalen Rhythmisierung an den ursprünglichen Bestand. Teilweise wellenförmige Fensterbänder unterstützen das edle Erscheinungsbild und wirken wie eine Hommage an die Stromlinien-Moderne. Die unterschiedlich stark gerundeten Gebäudeecken erzeugen im Zusammenspiel mit der Staffelung einen fliessenden Übergang zur Brandschenkestrasse 30. Hier erfolgt ein Bruch in der Fassadentektonik: Die Fassadengliederung ist vertikal und entspricht dem Takt der Gebäudestruktur. Verwendet wurden die gleichen Materialien wie beim Kopfbau. Nischen mit je einer Lüftungsklappe führen zu einer Rhythmisierung und Plastizität im architektonischen Ausdruck des Gebäudes.
Die Fassade als Herausforderung
Die Konstruktion der Fassade stellte eine besondere Herausforderung dar. Es galt, auf die bestehende Beton-Struktur teilweise eine doppelschalige Fassade aufzusetzen. Während die Glasbrüstungen konventionell hinterlüftet und gedämmt wurden, sind die Kastenfenster als Closed-Cavity-Fassade ausgeführt. Von den rund 3500 m2 Fassadenfläche bestehen zudem 365 m2 aus gebogenen Gläsern. Die energetische Performance des Gebäudes zu berechnen und zu simulieren, war daher ebenso aufwendig wie die Auswahl der idealen Glaskonstruktion. Die geschwungenen Formen erforderten exakt ausgeformte Übergänge von geraden Schenkeln in eine Biegung und anschliessend wieder in die Gerade. Das Saint-Gobain Glassolutions Objekt-Center Döring Berlin entwickelte die möglichen Biegeformen und lieferte insgesamt 175 m2 der Scheiben als Verbundsicherheitsglas für den äusseren Abschluss und weitere 65 m2 gebogene komplexe, grossformatige Dreifach-Isoliergläser mit einer Elementdicke von 51 mm. Um die Anforderungen an den Einbruchschutz einzuhalten, wurde im Erdgeschoss eine andere Glaskonstruktion gewählt. Der ausgezeichnete Gesamtenergiedurchlassgrad ist dabei für alle Glaseinheiten der gesamten Fassade identisch.