Urban Mining heisst das Zauberwort
Baustoffe sind ein rares Gut und je nach Bedarf auch entsprechend aufwendig zu beschaffen. Umso mehr lohnt es sich, aus bereits genutzten Baustoffen wieder neue entstehen zu lassen.
Die Abfall- und Ressourcenwirtschaft des Kantons Zürich ist heute konsequent auf das Schliessen von Stoffkreisläufen ausgerichtet. So werden Häuser beim Rückbau nicht mehr einfach platt gemacht, sondern in einzelne Wertstoffe zerlegt. Dies zeigte sich an einem Medienanlass, an dem der Zürcher Regierungsrat und Baudirektor Markus Kägi den neuen Massnahmenplan 2019 – 2022 vorstellte. Die Schweiz gilt eigentlich als rohstoffarmes Land. Doch in den vergangenen Jahrzehnten des Wachstums und des Baubooms wurden in Schweizer Gebäuden gewaltige Mengen an wertvollen Rohmaterialien verbaut. So auch im Kanton Zürich, der mittlerweile reicher an edlen Metallen und wertvollen Baustoffen ist als manches Abbaugebiet in fernen Ländern. Die Siedlungen sind riesige Rohstoffminen, aus denen hochwertige Stoffe gewonnen werden können, wenn man sie beim Gebäuderückbau sauber auftrennt – so die Erkenntnis, die sich unter dem Begriff «Urban Mining» immer mehr durchsetzt. Mit Inkrafttreten der Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen (Abfallverordnung, VVEA) müssen Baubewilligungsgesuche Auskunft geben über die anfallenden Bauabfälle, deren Schadstoffbelastung sowie deren Entsorgung. Damit sollen Mensch und Umwelt vor schädlichen Einwirkungen geschützt und die Verwertung von Rückbaustoffen gefördert werden.
Abrissbirne ade
Dass «Urban Mining» längst mehr ist als nur ein Schlagwort, veranschaulichte die kantonale Baudirektion heute den Medien. Da zerlegte ein Bagger ein Gebäude beim Rückbau fein säuberlich in seine wertvollen Bestandteile, die anschliessend möglichst sortenrein in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden – Metalle, Holz, verschiedene Arten von Stein und Beton und vieles mehr. Vorbei die Zeiten, in denen die Abrissbirne ein Gebäude kurz und klein schlug, um dann alles bunt gemischt in einer Deponie abzulagern. Heute sorgt ein von Fachleuten erstelltes Entsorgungskonzept für einen fachgerechten Rückbau grosser Gebäude. Und spezialisierte Rückbauunternehmen verfügen mittlerweile über viel Know-how, um das im Entsorgungskonzept festgelegte Vorgehen fachgerecht umzusetzen.
Das lohnt sich auch im ökonomischen Sinn
«Wir leben in einem rohstoffreichen Land, und diese Erkenntnis gilt es konsequent zu nutzen» erklärte Regierungsrat Markus Kägi bei der Präsentation des kantonalen Massnahmenplans für die Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2019 bis 2022. Er betonte, es sei für den Kanton nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch lohnend, Stoffkreisläufe möglichst konsequent zu schliessen. Denn nur ein nachhaltiger Umgang mit Abfall machen Konsum und Wachstum auf lange Sicht und hohem Niveau überhaupt erst möglich. So werden etwa erhebliche Sachwerte zurückgewonnen und in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt, die sonst immer teurer beschafft werden müssten. Und dies zu kontinuierlich sinkenden Kosten.
Phosphor auch im Kanton Zürich «schürfen»
Doch nicht nur in Gebäuden, sondern auch in unseren täglichen Hinterlassenschaften schlummern kostbare Rohstoffe, die sich gewinnbringend in den Stoffkreislauf zurückschleusen lassen. Dies veranschaulicht beispielhaft ein Pionierprojekt des Kantons Zürich. Seit 2015 wird der gesamte in den Abwasserreinigungsanlagen (ARA) im Kanton anfallende Klärschlamm zentral in der ARA Werdhölzli der Stadt Zürich thermisch verwertet und Strom und Wärme damit produziert. Die Entsorgungskosten für den entwässerten Klärschlamm reduzieren sich um mehr als die Hälfte. Vor allem aber wird mit der Aufkonzentrierung des im Klärschlamm enthaltenen Balthasar Thalmann ist Abteilungsleiter Abfallwirtschaft und Betriebe in der Baudirektion des Kantons Zürich. Die verschiedenen Baustoffe werden nach dem Abbruch fein säuberlich getrennt und für die Wiederverwertung aufbereitet. Phosphors die Voraussetzung geschaffen, diesen in einigen Jahren im grosstechnischen Massstab aus der Asche zurückzugewinnen. Phosphor ist ein für die Nahrungsmittelproduktion unerlässlicher Rohstoff, der heute noch weitgehend importiert werden muss. Das kantonale Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) arbeitet im Moment zusammen mit anderen Kantonen und dem Bund an einer schweizweiten Lösung.