Wie ein vertrauter Doppelgänger
Ein Neubau für Schul- und Kindergartenkinder ergänzt das beschauliche Dorfzentrum durch seine familiäre und doch zeitgemässe Silhouette.
Das Dorf Ebertswil liegt im Süden der Gemeinde Hausen am Albis und bietet von einem leicht erhöhten Plateau eine weite Sicht auf den Kanton Zug mit dem Zugersee und in die Schweizer Alpen. Trotz der regen Wohnbautätigkeit seit den 1970er-Jahren hat der Ort seinen ländlichen Charakter bewahren können – Bauernhäuser und Scheunen mit viel Fachwerk prägen das Bild.
Schulraumerweiterung wurde nötig
Infolge des Wachstums wurde jedoch der Raum im denkmalgeschützten Schulhaus knapp. Um auch zukünftigem Bedarf gerecht zu werden, wurde 2015 beschlossen, ein in die Jahre gekommenes Provisorium zugunsten einer dauerhaften Lösung abzubrechen. In räumlichem Bezug zum alten Schulhaus sollte ein Kindergartenneubau mit Ausweichräumen für die Schule das historische Ensemble im Dorfzentrum von Ebertswil ergänzen. Den daraufhin 2016 ausgelobten Wettbewerb konnte das Büro illiz architektur aus Zürich mit einer städtebaulich überzeugenden Lösung für sich entscheiden: Zwei archetypische Holzhäuser werden leicht verschoben aneinandergefügt und ruhen wie Zwillinge Seite an Seite an der grünen Geländekante. Ein doppelt gefaltetes Satteldach schliesst die zusammengesetzte Kubatur bündig ab. So wirkt das neue Gebäude im gewachsenen Dorfkern trotz des in Relation grossen Fussabdrucks angemessen und schafft durch die charakteristische Silhouette Bezüge zu den Häusern in der Nachbarschaft.
Neubau dem Gelände angepasst
Das steil abfallende Gelände ausnutzend wird der Bau mit einem Geschoss in den Hang hineingeschoben und verbindet so den tieferliegenden Garten mit dem höher gelegenen Vorplatz, welcher den neuen Kindergarten mit Dorfstrasse und altem Schulhaus verknüpft. Durch die kompakte städtebauliche Setzung und dem alten Baumbestand ausweichend konnte die grosszügige Qualität der Freibereiche erhalten werden. Auf jeweils einer gegengleichen Giebelfront springt die Fassade ein gutes Stück nach innen und bildet einen Dachüberstand als Wetterschutz und Schwellenraum zwischen innen und aussen. Die Gebäudehülle inklusive aller Nischen, Brüstungen und Untersichten wird bestimmt durch eine silbrig schimmernde Holzfassade, deren vertikale Gliederung sich bis in die Scharen des verblechten Steildachs fortsetzt. In ihrer Farbigkeit fein aufeinander abgestimmt, fügen sich die Oberflächen zu einer homogenen Einheit, welche trotz zeitgemässer Umsetzung die Parallelen zu lokalen Traditionen betont.
Zwei Baukörper sind miteinander verwoben
In der Verschneidung der beiden Zwillingskörper entsteht im Inneren ein zweigeschossiger Erschliessungs- und Begegnungsraum als Drehpunkt und Herzstück der gesamten Raumorganisation. Die zentrale Treppenanlage wird verwoben mit einer hölzernen Raumskulptur, welche Garderobennischen für die einzelnen Kindergarten- und Schulklassen bildet. Wie Logen wenden sich diese der gemeinsamen Mitte zu und bieten vielfältige visuelle Bezüge untereinander und ins Freie.
Die zusammengesetzte Dachgeometrie bleibt auch im Innenraum erfahrbar. Die steigenden und fallenden Deckenflächen aus weiss lasierten Lignatur-Elementen setzen sich kontrastreich ab von den dunkleren Holzoberflächen, die nahtlos Böden, Treppe und Garderobennischen belegen. In den Klassenzimmern selbst umrahmen farbige Möbel mit viel Stauraum die grossen Fensternischen, welche die Räume individuell bespielen und Ausblicke ins Grüne und auf das benachbarte Schulhaus bieten.