Verleihung des Architekturpreises BETON 21
Der traditionsreiche Architekturpreis „Beton“ wird seit 1977 für beispielhaft gute Bauten aus Beton verliehen und zeichnet auch in der aktuellen Ausgabe ein eindrucksvolles Bild der Schweizer Betonarchitektur.
Der mit 50’000 Franken dotierte Preis geht an Bearth & Deplazes Architekten für ihren Neubau des Unterhaltsstützpunktes Berninapass. 175 Eingaben wurden für den Architekturpreis Beton 21 eingereicht – erneut mehr als vor vier Jahren, was für die Jury unter dem Vorsitz von Elli Mosayebi eine grosse Herausforderung darstellte. Gerade weil das Niveau im klassischen Wettbewerb so hoch war, fiel die engere Auswahl, erst recht die Ausmarchung des Gewinners und der Auszeichnungen, besonders schwer. Zudem galt es zwischen sehr unterschiedlichen Bauten zu entscheiden. Welche Kriterien sollten am stärksten gewichtet werden? Die Jury einigte sich auf fünf Punkte, die im Laufe der dreitägigen Besichtigung immer wieder vertieft und abgewogen werden mussten. Gesucht wurde insbesondere ein passender Umgang mit dem Ort, die Bedingtheit von architektonisch-räumlicher Konzeption und Tragwerk, das Ausreizen der Materialeigenschaften von Beton, eine hohe handwerkliche Ausführungsqualität und Nachhaltigkeit im umfassenden Sinn.
Die Preisträger
Das Siegerprojekt von Bearth & Deplazes Architekten, der Unterhaltsstützpunkt Berninapass, erfüllt diese Anforderungen in exemplarischer Weise. Der Bernina gehört zu den höchsten Alpenpässen der Schweiz. Unweit der Passhöhe galt es ein Betriebsgebäude zu errichten. Sichtbeton ist für das extreme Klima, die Nutzung und ein möglichst materialsparendes Tragwerk die logische Wahl. Ausgelegt ist der Werkhof für den Strassenunterhalt im Sommer und die Schneeräumung im Winter. Das Gebäude hat dank elementaren geometrischen Formen eine starke Beziehung zur Umgebung. Mehr noch – der Neubau ist eins mit der Landschaft. Dazu benötigten die Planer gerade einmal zwei Elemente: einen mit Beton ummantelten Siloturm und eine mit Rippen und Vordach verstärkte Mauer in Form eines Kreissegmentes. Alles wirkt einfach und selbstverständlich, entfaltet aber eine eindrückliche Wirkung. Die Jury war sich einig: Schöner lässt sich nicht illustrieren, wie Architektur mit einfachsten Mitteln einen gewöhnlichen Zweckbau nobilitieren kann.
Die Auszeichnungen
Je eine Auszeichnung erhielten Penzel Valier für den Neubau SRF Campus Zürich, Harry Gugger Studio für den Umbau des Silos Erlenmatt in Basel, Nickisch Walder für das variabel nutzbare Zweifamilienhaus Sulten in Flims und das der ETH Zürich angegliederte interdisziplinäre Planungskollektiv des NFS Digitale Fabrikation um Matthias Kohler und Konrad Graser für die innovativen Ansätze im DFAB HOUSE auf dem NEST-Gebäude in Dübendorf. Die Projekte überzeugten u.a. durch effiziente und zugleich expressive Tragstrukturen, durch sensible Eingriffe in die historische Substanz, durch hohe Flexibilität und optimierten Materialeinsatz sowie durch die innovative Verwendung von Beton und neuartigen Betontechniken im Massstab 1:1.
Der Förderpreis
Mit dem Förderpreis für Jungarchitekten wurde das Tessiner Büro Inches Geleta Architetti für den Palazzo Pioda in Locarno ausgezeichnet. Insgesamt wurden 20 Eingaben für den Förderpreis eingereicht. Die wesentliche Qualität dieses Projekts liegt in der einfachen, langlebigen Bauweise mit einem bildhaft starken, aussen sichtbaren Tragwerk in Stahlbeton und leichten Füllungen. Wie wird in Zukunft die Verwendung von Beton aussehen? Angesichts des Klimawandels und der Ressourcenknappheit lohnt es sich, über gesellschaftspolitische Fragen in Architektur, Städtebau und Ingenieurwesen nachzudenken, denn Bauen ist Ausdruck der Gesellschaft und prägt unseren Lebensraum nachhaltig. Wie weiter? Es gibt bereits verschiedene Ansätze, etwa die Verminderung des Klinkeranteils im Zement, die Einlagerung von CO2 in den Beton und die seit Jahren bewährte Verwendung von Recyclingbeton. Weiter müssen materialtechnische Verbesserungen, Verkürzung der Transportwege und Steigerung der Effizienz von Betonstrukturen Teil einer umfassenden Strategie sein.
Intensive Juryarbeit
Die Gespräche in der Jury haben gezeigt: Nur ein gezielter, möglichst haushälterischer, aus den Eigenschaften des Materials abgeleiteter Einsatz von Beton ist zukunftsfähig. Alle am Bau beteiligten Akteuren sind gefordert, gemeinsam entsprechende Lösungen zu erarbeiten. Genau dies zeichnet in den Augen der Jury die prämierten Projekte bereits aus. Sie stehen für unterschiedliche Ansätze, die weiterentwickelt werden sollen.