Zürcher Schulhaus ist ungeeignet für Unterricht – Millionen-Umbau erforderlich
Das Schulhaus Leutschenbach galt bei seiner Eröffnung als Meisterwerk. Doch 15 Jahre später zeigt sich: Die offene Bauweise bringt erhebliche Lärmprobleme mit sich. Jetzt muss teuer umgebaut werden.

Als das Schulhaus Leutschenbach im Jahr 2009 eröffnet wurde, galt es als revolutionäres Bauwerk. Die Stadt Zürich feierte das fünfstöckige Gebäude als «Meisterleistung», während Architekturliebhaber aus aller Welt den Bau bewunderten. Doch die Realität nach 15 Jahren Schulbetrieb zeigt: Die innovative Offenheit des Designs birgt erhebliche praktische Herausforderungen. Das berichtete der „Tages-Anzeiger“.
Das Schulhaus Leutschenbach wurde mit einem Konzept der Transparenz und Offenheit entworfen. Schulzimmer ohne Mauern und weitläufige Räume sollten ein Gefühl der Freiheit vermitteln. Doch genau diese Offenheit brachte grosse Probleme mit sich. Der Lärmpegel durch hunderte Schüler, die in den Gängen und Treppenhäusern unterwegs sind, machte den Schulalltag zunehmend schwierig. «Kinder sind laut, wenn sie Treppen rauf- und runterrennen», erklärt die Schulleitung. Anweisungen, sich leise zu verhalten, zeigten wenig Wirkung.
Umbau für 4,27 Millionen Franken
Die hohen Lärmpegel zwangen die Stadt Zürich zum Handeln. Während der Sommerferien 2024 wurden zahlreiche Glaswände eingebaut, um die Lärmbelastung zu reduzieren. Zusätzlich erhielt die zentrale Treppe eine raumhohe Verglasung, um Geräusche einzudämmen. Die Gesamtkosten des Umbaus belaufen sich auf 4,27 Millionen Franken. Darin enthalten sind auch Anpassungen der Fluchtwege und eine erneuerte Beleuchtung.
Die Schulleitung zeigt sich erleichtert: «Der Einbau der Lärmschutzmassnahmen im Treppenhaus bewährt sich schon jetzt», schrieb sie im Quartalsbericht. Es sei «deutlich ruhiger geworden, was vor allem den Schülerinnen und Schülern entgegenkommt».
Stadt Zürich versucht sich zu rechtfertigen
Architekt Christian Kerez, der das Gebäude entworfen hat, verteidigt sein ursprüngliches Konzept. «Die Akustik wurde sorgfältig berechnet und überprüft», betont er. Dass das Schulhaus heute von mehr Schülerinnen und Schülern intensiver genutzt werde als geplant, sei der Hauptgrund für die akustischen Probleme. Kerez kritisiert die neuen Trennwände und bedauert, dass er nicht in den Umbau einbezogen wurde: «Natürlich bedaure ich, dass ich diesen Umbau nicht selbst bauen durfte. Ich denke, ich hätte das besser hingekriegt.»
Hochbau- und das Schuldepartement der Stadt Zürich betonen, dass das Gebäude inzwischen intensiver genutzt werde als zum Zeitpunkt seiner Planung im Jahr 2002. «Zwischen Raumprogramm und Architekturwettbewerb sowie dem Umbau liegen mehr als 20 Jahre», heisst es in einer gemeinsamen Stellungnahme. Ob die Grundidee eines offenen Designs für ein Schulhaus jemals realistisch war, bleibt dennoch fraglich.
Verschleuderung von Steuermillionen
Da mag sich der Bürger, ob mit oder ohne Bausachverstand, schon ernsthaft fragen, wer für eine solche Verschwendung von Steuergeldern verantwortlich ist. Zuerst wird das Luxus-Schulhaus als architektonische Sensation gelobt und durch die ganzen Medien gezogen. Die Verantwortlichen des rot-grünen Stadtrates liessen sich für den «grossen Wurf» auszeichnen. Dabei braucht der Schulhausbau gar keinen grossen Wurf. Ein Schulhaus ist ein Funktionalgebäude und hat einen Zweck zu erfüllen. Nicht mehr und nicht weniger. Und es muss schon gar keine Architekturgeschichte geschrieben werden auf Kosten der Steuerzahler. Leider haben verschiedene Städte und Gemeinden, prominente Beispiele sind die Stadt Zürich oder etwa die Gemeinde Wohlen AG, bis heute noch nicht begriffen, wie man Schulbauten funktional, attraktiv, nutzerkonform und kreislauffähig bauen kann.